Nach ihrer COVID-19-Erkrankung muss fast ein Drittel der hospitalisierten Patienten erneut in die Klinik. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung aus Deutschland.
Für Deutschland liegen bisher kaum Daten zur Langezeit-Beaobachtung von hospitalisierten COVID-19-Patienten vor. Nun hat eine Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse hierzu auf dem preprint Server medRxiv hochgeladen.
In ihrer bundesweiten Kohortenstudie widmeten sich Christian Günster und seine Kollegen dem Krankheitsverlauf von hospitalisierten COVID-19-Patienten über einen Zeitraum von 180 Tagen nach ihrer Entlassung. Hierfür werteten sie Krankenkassendaten von 8.679 Patienten (mittleres Alter 72 Jahre) aus, die zwischen Februar und Mai 2020 wegen einer Infektion mit SARS-CoV-2 im Krankenhaus lagen.
Im Mittel waren Covid-Patienten in Deutschland 16,5 Tage hospitalisiert (SD 19,4). Insgesamt kamen 6.865 (79 %) Patienten ohne mechanische beatmung aus, während diese von 21% benötigt wurde (19 % davon IMV und 2 % NIV).
Von den erfassten hospitalisierten Patienten starben 25 % während ihres ersten Krankenhausaufenthalts. Die 30-Tage-Mortalität betrug 24 %, die 90-Tage-Mortalität 28 % und die 180-Tage-Mortalität lag in der Studienkohorte insgesamt bei 30 %. Ab einem Alter von 80 Jahren erhöhte sich die 180-Tage-Mortalität drastisch: Sie betrug 52 % (1.472 von 2.817). Vergleichbar hoch war sie bei Patienten, die invasiv beatmet worden waren (53 %, 853 von 1.608).
Risikofaktoren für eine erhöhte 180-Tage-Mortalität waren – wie zu erwarten – Koagulopathien, ein BMI > 40, hohes Alter und das männliche Geschlecht. Frauen waren insgesamt weniger betroffen.
Was in der Erhebung außerdem klar wurde: Von den 6.235 Patienten, die nach ihrer Corona-Infektion aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten, mussten 1.668 Patienten (27 %) innerhalb von 180 Tagen erneut aufgenommen werden. 6 % der Patienten, die nach ihrer Covid-Erkrankung entlassen werden konnten, starben innerhalb des 180-tägigen Beobachtungszeitraums – die Hälfte von ihnen nach einer erneuten Hospitalisierung.
Bei Wiederaufnahme waren die häufigsten Haupt- oder Nebendiagnosen respiratorische (36 %) und neurologische Störungen oder Komplikationen (29 %). 13 % der Patienten wurden bei ihrer Wiederaufnahme erneut positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
Die Autoren folgern aus ihren Erhebungen, dass bei den untersuchten Patienten eine erhebliche Langzeitmortalität bestehe. Zudem kam es zu hohen Wiederaufnahmeraten, insbesondere bei Patienten mit einer Blutgerinnungsstörung. Sie empfehlen eine engmaschige Nachsorge, auch nach der Krankenhausentlassung. Nur so könne die Versorgung verbessert werden. Als Limitationen geben die Autoren neben dem beobachtenden Design der Studie die Tatsache an, dass nicht gesondert erfasst werden konnte, ob die Patienten auf einer Intensiv- oder Normalstation behandelt wurden.
Die vollständige Erhebung von Günster et al. findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Possessed Photography, unsplash