Bei schweren Verlaufsformen von Morbus Crohn sollten schon früh immunsuppressive Arzneistoffe zum Einsatz kommen. Das raten Gastroenterologen in ihrer aktualisierten Leitlinie. Bakterielle Mikrobiome spielen eine wichtigere Rolle als bislang vermutet.
Morbus Crohn hat viele Gesichter, und jeder Patient zeigt ein anderes Krankheitsbild. Gibt es Hinweise auf schwere Verlaufsformen, sollten Ärzte schon früh eine immunsuppressive Therapie in Erwägung ziehen, rät die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in ihrer Leitlinie „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“. Ein Ziel sei, Patienten die dauerhafte Behandlung mit Kortison inklusive Nebenwirkungen zu ersparen.
Doch wie lassen sich Patienten, die schon recht früh intensiv zu behandeln sind, identifizieren? Als Risikofaktoren gelten floride Entzündungen im Dickdarm beziehungsweise inflammatorische Vorgänge im Dünndarm. Wer jünger als 40 Jahre ist, bereits systemisch wirksames Kortison erhält und/oder an Fisteln leidet, gehört ebenfalls zur Zielgruppe. Sind diese Risikofaktoren vorhanden oder besteht eine aktive Erkrankung, die nicht zu kontrollieren ist, sollte unter Umständen schon in den ersten Monaten mit immunsuppressiven Therapien begonnen werden.
Trotz guter Prognosen unter Immunsuppresiva sind Forscher nicht zufrieden. Sie suchen nach auslösenden Faktoren, um zu verhindern, dass Morbus Crohn überhaupt entsteht. Mit genetischen Risiken allein lässt sich nicht alles erklären. Neuen Daten zufolge spielt die Darmflora ebenfalls eine zentrale Rolle. Forscher der Technischen Universität München übertrugen das Darmmikrobiom kranker Tiere in keimfreie Mäuse mit genetischer Veranlagung. Diese entwickelten Morbus Crohn-spezifische Symptome im Dünndarm. Ohne Stuhltransplantation traten keine Krankheitszeichen auf. Für den Effekt waren keine einzelnen Keime verantwortlich, sondern vielmehr deren Gesamtheit, bekannt als Mikrobiom. Eine weitere Erkenntnis: Der beschriebene Funktionsverlust von Paneth-Körnerzellen wird als Folge, nicht aber als Ursache von Entzündungsreaktionen bewertet. Die Studie bietet jetzt weitere Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen.