Während der Corona-Pandemie gab es im Universitätsspital Bern keinen einzigen Fall einer enteroviralen Hirnhautentzündung bei Säuglingen. Der Grund dafür könnte auch in Zukunft eine Rolle spielen.
Das Berner Universitätsspital erwartete aufgrund der Werte aus den Jahren 2010–2019 für das Jahr 2020 gut 20 Säuglinge zwischen 0–1 Jahren mit einer enteroviralen Hirnhautentzündung. Jedoch sah die Auswertung für das Pandemiejahr ganz ander aus.
Zur Überraschung der Forschenden wurde kein einziger Säugling unter den etwa 1,5 Millionen Einwohnern im Einzugsgebiet des Krankenhauses positiv auf die enterovirale Meningitis ermittelt – ein drastischer Rückgang.
Es ist anzunehmen, dass die Pandemiemaßnahmen für diesen Effekt verantwortlich sind. Dies erstaunt umso mehr, da während des Sommers die meisten Coronamaßnahmen zurückgefahren oder aufgehoben wurden.
Dass die Pandemiemaßnahmen zur Einschränkung von SARS-CoV-2 auch Auswirkungen auf das Auftreten anderer viraler Atemwegserkrankungen haben, war bereits bekannt. Die bisher bekannten positiven Auswirkungen bezogen sich aber vorwiegend auf Viren, die über die Atemluft via Tröpfcheninfektion weitergegeben werden und nicht fäkal-oral übertragbare Krankheiten, zu der auch die enterovirale Meningitis zählt.
Besonders interessant ist dabei der Umstand, dass während des Sommers nur zwei Maßnahmen durchwegs aufrechterhalten wurden: Die Händehygiene und das Social Distancing. Kinderhorte ebenso wie Schulen waren geöffnet.
Eine umfangreichere Stichprobe und zusätzliche Tests wären hilfreich zur Bestimmung genauerer Werte. „Bereits heute können wir aber festhalten“, betont Prof. Christoph Aebi, „dass die einfachen Pandemiemaßnahmen das Auftreten von enteroviraler Hirnhautentzündung bei Kindern drastisch einschränken können. Sie sind deshalb als langfristige Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung von viralen Hirnhautentzündungen bei Kindern genauer zu studieren.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsspitals Bern. Die Originalpublikation könnt ihr hier nachlesen.
Bildquelle: Ana Tobias, unsplash