Die Bundesregierung erscheint gegenüber den angewandten Wissenschaften als Pleiten-, Pech- und Pannen-Wohngemeinschaft: Nach einem Jahr fruchtloser CORONA-Pandemie-Debatten braucht diese WG nur scheinbarer Alpha-Tiere dringend Supervision. Diese muss zur methodischen Klärung von Konflikten, Problemen, Gemeinsamkeiten, Interdependenzen, Beziehungen, Beschränktheiten und Visionen innerhalb des Teams bzw. zur Erhöhung von Arbeits- und Leistungsfähigkeit bzw. Effizienz beruflich wie privat systematisch beitragen.
Es kann doch nicht angehen, dass im Stundentakt gesicherte mit ungesicherten Erkenntnissen verwechselt, Abwehr-, Lösungs- und Handlungs-Strategien aus der Hüfte gefühlt entworfen und umgesetzt, unreif unüberlegtes Brainstorming kommuniziert und serienweise verunglückte Presseerklärungen produziert werden.
Supervision bringt Ordnung ins Chaos: Erst Nachdenken, Überlegen, Diskutieren, Abwägen und danach selbstkritisch Reden. Nicht sofort Be-, Auf- oder Abwerten, sondern Sach-, Fach-, Gefühls- und Beziehungsebenen analysieren. Nicht jeder hektisch, aufgeregt, unkritisch und stümperhaft vorgetragenen Publikation uneingeschränkt Glauben schenken oder hinterherhecheln. Nicht jedem sofort global hinausposaunten, vorlaut kommunizierten "Erfahrungsbericht" aus allen Demokratien, Diktaturen und Schurkenstaaten vorschnell Glauben schenken bzw. unmittelbar auf Deutschland übertragen und anwenden zu wollen. Nicht die eigensinnig vermutete technologische, wissenschafts- und erkenntnistheoretische Intelligenz mit emotionalen, sozialen und kommunikativen Intelligenzdefiziten verwechseln bzw. ausgleichen zu wollen.
So mancher, scheinbar elegant-eloquent überzeugend vorgetragener Gedankengang entpuppte sich bei genauerem Hinschauen als Rohrkrepierer.
Bei einigen Kabinettsmitgliedern kann ich als erfahrener Haus- und Familienarzt mit 53-jähriger Humanmedizin- und Psychologie-Erfahrung (W. Siegenthaler, U. Lehr, E. Bücherl, M. Alexander, J. Waldschmidt, J. von Troschke bzw. fehlender zahn- oder veterinärmedizinischer Expertise durchaus existenzielle Probleme wie Essstörungen und Fehlernährungsprobleme, Begleiterkrankungen und Medikamentenabusus, Logorrhoe, chaotisch-irrationales Denken Konfabulationen, illusionäre Verkennungen, Lebensstilproblematiken und dissoziales Verhalten detektieren.
Aus 40-jähriger Erfahrung mit Balintgruppenarbeit, Supervision und Selbsterfahrungkursen, beginnend über 10 Jahre am Frankfurter Institut für Sexualforschung (V. Sigusch, M. Dannecker), über Balintgruppen im Ruhrgebiet, redaktionelle Mitarbeit bei "Dr. med. Mabuse" und 10 Jahre institutioneller Supervision in einer großen Beratungsinstitution der AWO in Essen weiß ich unmittelbar und authentisch, wie gut Supervision tut. Und wie schwierig es ist, im professionellen wie privaten Leben ohne sie auskommen zu müssen.
Von daher wünsche ich der Bundesregierung, statt nächtlicher Ausgangssperren, die für Politiker eh' nie gelten werden, ohne wenn und aber in diesen schweren Zeiten eine kompetente, professionelle und erfolgreiche Supervision vorbildhaft zu institutionalisieren.