Viele Raucher wollen aufhören, scheitern aber an der Angst, dass das Rauchverlangen danach unerträglich bleibt. Die Angst ist unbegründet, da bei einem Großteil der Entwöhnten nach einem halben Jahr kein Verlangen mehr besteht und die verbesserte Lebensqualität überwiegt.
Eine aktuelle Studie mit Teilnehmer der dreiwöchigen stationären Rauchertherapie zeigt, dass die Angst vor dem Aufhören unbegründet ist. „Die meisten können sich nicht vorstellen, dass es ihnen danach besser geht, selbst wenn sie durchs Rauchen richtig krank geworden sind“, sagt Rudolf Schoberberger vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien anlässlich des Welt-Nichtrauchertags am Sonntag, den 31. Mai. Laut aktuellen Umfragen möchte knapp ein Viertel aller Raucher in Österreich den Tabak-Konsum verringern, ein Drittel möchte ganz aufhören. 37 Prozent haben bereits versucht, aufzuhören. Eine große Barriere ist die Angst, dass die Entzugserscheinungen unerträglich sein werden. „Je stärker die Nikotinabhängigkeit ist, umso stärker ist diese Angst“, sagt der MedUni Wien-Experte.
Bis zu 100 stark nikotinabhängige Österreicher nehmen jährlich die Möglichkeit wahr, an einer stationären Rauchertherapie teilzunehmen. In den drei Wochen, die wie ein Kuraufenthalt organisiert sind, gibt es Gruppen- und Einzelbetreuung, Ernährungsberatung, zudem wird ein Manual mit 80 Seiten mit vielen Fragestellungen rund ums Rauchen und Aufhören abgearbeitet. Schoberberger: „Ganz wichtig ist auch, dass die Betroffenen für drei Wochen aus ihrem normalen Alltagstrott rauskommen. Das hilft sehr beim Aufhören.“ Die Sozialmediziner der MedUni Wien haben nun die Erfolgsrate der stationären Rauchertherapie erhoben. Das wichtigste Resultat: „Jenen, die nachhaltig mit dem Rauchen aufgehört haben, geht es langfristig viel besser. Von 270 befragten Teilnehmern haben mehr als 42 Prozent ein Jahr nach ihrer stationären Rauchertherapie gesagt, dass es ihnen gesundheitlich und auch generell besser geht und sie nach wie vor nicht rauchen.“ 30 Prozent haben danach wieder angefangen zu rauchen, der Rest ist nicht zu den Kontrollterminen erschienen. „Bei unserer Befragung zeigt sich eine signifikante Steigerung der Zufriedenheit mit dem Schlaf, aber auch mit Atmung und Mobilität“, fasst Schoberberger zusammen. Auch der Medikamentengebrauch an sich ist bei dieser Gruppe deutlich zurückgegangen.
Die Ergebnisse lassen sich auch mit Zahlen belegen: Vor der Therapie gaben 23,2 Prozent der jetzigen Nichtraucher an, häufig Herz-Kreislaufbeschwerden zu haben, nach nur einem halben Jahr verringerte sich dieser Wert auf 5,8 Prozent. Das Allgemeinbefinden wurde zu Beginn der Therapie von 31,4 Prozent als häufig beeinträchtigt bezeichnet, danach waren es nur noch 7,5 Prozent. Eine deutliche Verbesserung gibt es auch in Bezug auf Schlaf: Vor der Therapie war jeder Zweite der jetzigen Nichtraucher mit dem Schlaf unzufrieden und befürchtete negative Auswirkungen auf die Gesundheit, nun sind es nur noch 22,4 Prozent. Schoberberger: „Tabak-Abstinenz führt zu einer deutlichen gesundheitlichen Verbesserung und zu mehr Lebenszufriedenheit. Zugleich ist das Rauchverlangen bei den meisten Entwöhnten schon nach einem halben Jahr überhaupt kein Thema mehr. Die Angst vor dem Aufhören ist unbegründet.“ Originalpublikationen: Heavy dependent nicotine smokers – Newfound lifestyle appreciation after quitting successfully. Experiences from inpatient smoking cessation therapy Rudolf Schoberberger et al.; Public Health, doi: 10.1016/j.puhe.2015.02.011; 2015