Lange verglich Sputnik sich mit dem Vektor-Kandidaten von Johnson & Johnson. Unlängst ließ sich ein interessanter Meinungswechsel beobachten.
„Eine umfassende Analyse zu Nebenwirkungen während klinischer Untersuchungen im Zuge der Massen-Verimpfungen des Sputnik-V-Vakzins zeigten, dass es zu keinen Fällen von zerebralen Sinusvenenthrombosen kam.“ So beginnt eine aktuelle Hersteller-Stellungnahme des Gamaleya Centers vom 14. April. „Alle Impfstoffe, die auf adenoviralen Vektor-Plattformen basieren, sind unterschiedlich und nicht direkt vergleichbar.“
Das gelte insbesondere für den Impfstoff von AstraZeneca: Hier setze man Adenoviren von Schimpansen ein, um Antigene bestehend aus S-Protein mit Leitsequenz des gewebespezifischen Plasminogenaktivators (Tissue Plasminogen Activator, kurz tPA) zu liefern.
Johnson & Johnson verwende den menschlichen Adenovirus-Serotypen Ad26 und Volllängen-S-Protein, das durch Mutationen stabilisiert werde. „Zusätzlich wird für die Herstellung des Vakzins die PER-C6-Zelllinie (embryonische Netzhautzellen) verwendet, die bei anderen registrierten Produkten nicht weit verbreitet ist“, so die Argumentation.
Das hatte sich vor kurzem noch ganz anders angehört. Wir erinnern uns: „Das Johnson&Johnson-Vakzin ist im Grunde einfach der erste Shot mit Sputnik V (menschlicher adenoviraler Vektor Ad26).“
Damals verglich der Hersteller seinen Impfstoff – bekanntlich der einzige Corona-Impfstoff mit einem eigenen Twitter-Account – nur allzugerne mit dem J&J-Vakzin und forderte ein Rolling-Review-Verfahren der EMA. Es ist einer von mehreren Tweets, in dem der Vergleich mit dem US-Vakzin als Argumentationsbasis für den Einsatz von Sputnik V herangezogen wurde.
„Sputnik V ist ein Zwei-Komponenten-Impfstoff aus den Adenovirus-Serotypen 5 und 26. Ein Fragment des Tissue Plasminogen Activator wird nicht verwendet, und das eingesetzte Antigen ist ein unmodifiziertes Full-length-S-Protein. Sputnik V wird mit der HEK293-Zelllinie produziert, das schon lange sicher für die Herstellung biotechnologischer Produkte genutzt wird“, so die Erklärung im Statement.
Auf dieser Grundlage betont der Hersteller die „signifikanten Unterschiede in der Struktur und Produktionstechnologie“ der genannten Impfstoffe. Es gebe deshalb keinen Grund, bei den Daten zur Impfstoff-Sicherheit von einem auf das andere Vakzin zu schließen. So schnell kann sich eine Meinung ändern.
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