Die Infektsaison bei Kindern ist so entspannt wie nie. Ich frage mich: Warum werden unsere Praxen nicht für Corona-Impfungen genutzt?
Dank Corona-Verordnung erleben wir Kinder- und Jugendärzte die entspannteste Infektsaison aller Zeiten – Kapazitäten fürs Impfen sind also da. Und damit meine ich das Impfen von erwachsenen Patienten, für die die Impfstoffe zugelassen sind. Mit diesem Fahrplan zeige ich, wie wir in unserer Kinderarztpraxis effizient und sicher viele Impfwillige gegen COVID-19 impfen können.
Wir haben eine sehr praktisch geschnittene Raumaufteilung in unserer Praxis mit ausreichend Bewegungsfläche, einem großzügigen Bereich vor der Praxis, in dem sich Menschen auch mit Abstand aufhalten könnten, ein Isolierungszimmer und ein großes Wartezimmer. Die Aufteilung für eine zügige Impfung von Erwachsenen wäre für uns also kein Problem.
Selbstverständlich können wir nur nach Terminvergabe impfen, ohne Termin sprengt alle Planungen. Bedeutet: Jeder ohne Termin wird konsequent weggeschickt. Terminvergaben machen wir übers Telefon oder nach E-Mail-Anfrage und Rückruf. Eine Online-Terminvergabe mittels geblockter Zeiten ist denkbar.
Wir stellen ein Dokument zum Download ins Internet, mit einem Fragebogen (Allergien? Gerinnungsstörungen? Blutverdünner?) und einer Einverständniserklärung, die Impfung durchführen zu dürfen. Ich gehe davon aus, dass, wer einen Termin macht, sich auch impfen lassen will. Bei der Terminvergabe wird auf diesen Punkt hingewiesen, wer ein ausführliches Aufklärungsgespräch wünscht, bekommt einen gesonderten Termin.
Die Impfperson wird „eingelesen“ (Versichertenkarte), der Aufklärungsbogen gecheckt, die fMFAs entscheiden, ob eine Wartezeit nach der Impfung notwendig ist (bei Allergien usw.), oder die Impfperson direkt nach Injektion (mit Einverständnis) die Praxis verlassen kann.
Die Impflinge werden auf unsere „Impfzimmer“ – aktuell könnten wir problemlos in drei oder vier Zimmern impfen, ohne den sonstigen Praxisablauf zu stören – verteilt. Sie erscheinen in unserer PC-Zimmerliste, so dass die ÄrztIn weiß, wo der nächste Impfling sitzt. Vorteil bei uns: Paare, also Eltern oder ganze Familien, bleiben zusammen. Bitte Arm freimachen!
Tabletts mit Impfdosen wurden bereits vorbereitet und mittels Impfbuch den Impflingen zugeordnet. Aufkleber kommen in das PatientInnenimpfbuch und unser Praxisimpfbuch.
Der/die ÄrztIn geht ins entsprechende Zimmer, die nötigsten Dinge werden besprochen, die Injektion erfolgt, der Geimpfte wird entlassen bzw. gebeten, noch 20–30 Minuten im Wartebereich zu verbleiben.
Die Impflinge dürfen im Wartezimmer Platz nehmen bzw. vor der Praxis im o. g. Treppenhaus. Sie sind eigenverantwortlich für ihre Wartezeit.
Anhand unseres Praxisimpfbuchs erfolgt direkt oder am Abend die Dokumentation in der EDV-Akte.
Auf diese Weise könnten wir derzeit acht Impflinge pro Stunde und ÄrztIn impfen. Dies ist ein Minimum. In aller Regel erscheinen in der Kinder- und Jugendarztpraxis Eltern paarweise, später rechnen wir damit, dass (nach entsprechender Zulassung) die Familien komplett im Zimmer sitzen, was die Zeiteinheit deutlich verkürzt.
Der reguläre Praxisbetrieb muß natürlich weiterlaufen. Dank Corona-Hygienemaßnahmen halten sich die Infekte aber in Grenzen, an unseren Kapazitäten fürs Impfen sollte es also nicht scheitern. Wir sind drei ÄrztInnen in der Praxis, wenn wir nur eine davon fürs Impfen beauftragen (plus 1–2 fMFA), können wir mindestens 70 COVID-Impfungen pro Tag durchführen, bei Leerlaufzeiten der zwei übrigen ÄrztInnen entsprechend mehr. Ich würde mit 100 Impfungen rechnen. Varianten mit reinen Impftagen sind ja denkbar, außerdem Samstage und freie Nachmittage. Es sind besondere Zeiten.
Eine erfolgreiche und flächendeckende Impfstrategie muss, so die Impfungen in den Hausarztpraxen fortgesetzt werden, mit einer „offenen“ Impfempfehlung einhergehen. Beispielsweise kennen wir Kinder- und JugendärztInnen nicht alle chronischen Erkrankungen der Eltern, das können die eigenen HausärztInnen natürlich besser. Noch ist die Priorisierung in Ordnung, noch sind nicht alle Risikogruppen durch. Aber die Bereitschaft zur Impfung steigt, wenn die Zulassung für alle geöffnet wird. Dann können vielleicht auch 16-Jährige geimpft werden, sowie nach entsprechenden Studien auch Kinder.
Bildquelle: Aziz Acharki, unsplash