Nach der massiven Kritik von Apothekern am internationalen Freihandelsabkommen TTIP holen Hersteller zum Gegenschlag aus. Sie sehen zahlreiche Vorteile – und wünschen sich eine baldige Umsetzung des internationalen Regelwerks.
In seltener Einigkeit hatten Apotheker, Ärzte und Zahnärzte kürzlich vor den Folgen des TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) im Gesundheitsbereich gewarnt. Sie befürchten die Aushöhlung von Patienteninteressen und sehen die freien Berufe in Gefahr – etwa durch Kapitalgesellschaften. Nicht alle Akteure teilen diese überaus kritische Einschätzung.
Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) betonte kürzlich auf einer Pressekonferenz, man sehe im TTIP „mehr Vorteile als Nachteile“. Das beginnt mit zusätzlichen Handelsvolumina von rund 100 Milliarden Euro auf europäischer Seite. Schätzungsweise 180.000 neue Jobs kämen allein in Deutschland mit hinzu. Dass amerikanische Konzerne deutsche Strukturen angreifen, halten Experten des BAH für recht unwahrscheinlich. In Europa organisieren alle Mitgliedsstaaten ihre Gesundheitsversorgung selbst – inklusive nationaler Besonderheiten. Diese Punkte können nicht über einen europäischen Vertrag geregelt werden.
Damit nicht genug: Deutschland ist innerhalb Europas der wichtigste Handelspartner der USA – ohne Zweifel. Auch hier sprechen BAH-Experten von Vorteilen durch TTIP – durch weniger Handelshemnisse. Dazu gehören Möglichkeiten, Preise zu harmonisieren beziehungsweise den Marktzugang zu vereinheitlichen. Vielleicht das gewichtigste Argument aus Herstellersicht: Sollte es bei einem Medikament zum OTC-Switch kommen, genießen Hersteller in Europa künftig drei Jahre Unterlagenschutz – momentan sind es nur zwölf Monate. Auch planen beide Wirtschaftsmächte, Inspektionen in Betriebsstätten gegenseitig anzuerkennen. Am TTIP selbst führt kein Weg mehr vorbei – die Frage ist nur, zu welchen Rahmenbedingungen.