Im Tierexperiment sind Stammzellen in der Lage, die Funktion der Leber selbst unter schwierigsten Umständen so zu beeinflussen, dass bei akuten Erkrankungen ein Leberversagen verhindert werden kann. Auch die Leberregeneration wird dadurch angetrieben.
Einer Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Bruno Christ von der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universität Leipzig ist es in einem Tierexperiment gelungen, den positiven Effekt der Stammzellen während der Leberregeneration zu belegen. „Bei Tieren, die Stammzellen bekamen, wurde die Regeneration der Leber deutlich verbessert“, erläutert Christ.
Dabei seien auch massive Leberverfettungen zurückgegangen, die normalerweise mit der Operation einhergehen und wohl maßgeblich für das Organversagen verantwortlich sind. Somit machten die Wissenschaftler eine weitere erstaunliche Entdeckung, erläutert der Gruppenleiter: „Die Stammzellen, die in Leberzellen umgewandelt werden, müssen nicht einmal direkt in das Organ eingebracht werden. Es funktioniert auch, wenn man sie in die Blutbahn gibt.“ Ein weiterer Vorteil zeigt sich darin, dass die Stammzellen einfach abgestoßen werden, sobald die Leber ihre Funktion nach dem akuten Versagen wieder selbstständig aufgenommen hat. Die Forscher halten es in diesem Fall für besser, wenn kein naher Verwandter des Patienten die Zellen spendet. Bei chronischen Erkrankungen der Leber muss dagegen eine langfristige Korrektur erfolgen. Die Abstoßungsreaktion ist dann geringer, wenn ein Verwandter oder der Patient selbst als Spender gewonnen werden kann.
Auch bei akuten Erkrankungen von Herz und Nieren werden die Organe durch eine Stammzelltherapie weniger geschädigt, wie die Wissenschaftler in einer weiteren Studie nachweisen konnten. Die Nutzung von Stammzellen für die Behandlung von erkrankten Lebern und anderen Organen kann nach Ansicht von Christ in den nächsten Jahren schnell weiterentwickelt werden. Originalpublikation: Attenuation of Postoperative Acute Liver Failure by Mesenchymal Stem Cell Treatment Due to Metabolic Implications Bruno Christ et al.; Annals of Surgery, doi: 10.1097/SLA.0000000000001155; 2015