Neben der britischen Virusvariante B.1.1.7 zirkulieren weltweit noch weitere aggressive Mutanten. Bilder einer Datenbank zeigen, wie sie sich rund um den Globus verteilen.
Mutierte Coronaviren machen nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) bereits fast die Hälfte der Neuinfektionen in Deutschland aus: Der Anteil der Variante B.1.1.7 macht mittlerweile rund 46 Prozent aus, wie eine Stichprobe von etwa 26.000 positiven Fällen aus der vergangenen Woche ergab. Zum Vergleich: Vor vier Wochen wurde ihr Anteil noch auf 6 Prozent beziffert.
Mit einem weiteren Anstieg ist, wie es zuvor in anderen europäischen Ländern beobachtet wurde, laut RKI zu rechnen. So der Status quo in Deutschland – und wie sieht die Verbreitung der Virusvarianten weltweit aus? In der Datenbank PANGO Lineages kann man sich das detailliert anschauen. Sie dokumentiert das Entstehen, die Verbreitung und die Frequenz einzelner Linien in jedem Land tabellarisch und grafisch. Dafür werden die Ergebnisse von weltweit erfolgten Sequenzierungen gesammelt, die z.B. in anderen Datenbanken wie GISAID (Global Initiative on Sharing All Influenza Data) erfasst sind.
Folgende „Variants of Concern“ (VOCs) – also Virusvarianten, die Experten als besorgniserregend einstufen – stehen gegenwärtig unter genauer Beobachtung:
Der Anteil der VOCs ist in den letzten Wochen deutlich gestiegen. In Europa breitet sich die Variante B.1.1.7 im Momemt stark aus und ist in mehreren Ländern bereits die am häufigsten detektierte Variante. „Die jeweiligen VOCs sind aktuell in den Ländern am häufigsten nachgewiesen, in denen sie erstmals gefunden wurden: B.1.1.7 in Großbritannien, B.1.351 in Südafrika und P.1 in Brasilien“, heißt es im RKI-Report. In diesen Ländern machen sie auch den größten Anteil der gefundenen Varianten aus.
Die folgenden Grafiken der Datenbank PANGO Lineages zeigen die globale Verbreitung der VOCs: Je dunkler der rötliche Farbton, desto höher ist die Zahl der nachgewiesenen Variante im jeweiligen Land:
Die Variante B.1.1.7 wurde erstmals am 20. September 2020 in Großbritannien nachgewiesen. B.1.1.7 enthält zwei bedeutsame Veränderungen im S-Protein: N501Y, die das Virus infektiöser macht, sowie E484K, welche die Wirkung neutralisierender Antikörper verringert. Bislang ist sie (Stand 08.03.2021) in 94 Ländern nachgewiesen worden. Man geht davon aus, dass diese Variante in die Länder importiert wurde und nicht mehrfach neu entstanden ist.
Die „Südafrika-Variante“ wurde erstmals am 8. Oktober 2020 in der Nähe von Kapstadt nachgewiesen. Die Kombination von N501Y und K417N im S-Protein verhindert die Bindung von Antikörpern. Solche Varianten bezeichnet man als „Escape“-Variante. In nur wenigen Wochen wurde B.1.351 zur vorherrschenden Variante in Südafrika. Mittlerweile breitet sie sich auch in Europa aus. Sie wurde bisher in 48 Ländern (Stand 08. März 2021) nachgewiesen.
Die P.1-Variante ist der B.1.351-Linie sehr ähnlich; es werden eine erhöhte Übertragbarkeit und verringerte Effektivität neutralisierender Antikörper angenommen. Die Variante wurde im Januar 2021 erstmals bei vier Personen in Japan nachgewiesen, die aus Brasilien eingereist waren. Im brasilianischen Bundesstaat Amazonas ist sie die dominierende Variante, erstmals trat sie vermutlich Ende 2020 in der Stadt Manaus auf. Bisher verbreitete sie sich von dort in 26 Länder (Stand 08. März 2021) weltweit.
Die Datenbank wird täglich unter Verwendung aller vollständigen Genomsequenzen auf GISAID aktualisiert.
Unter diesem Link kommt ihr direkt zu den tagesaktuellen Grafiken, die die weltweite Verbreitung der relevanten Virusvarianten auszeigen.
Bildquelle: Andrew Stutesman, Unsplash