Bei der Diagnosestellung mittels MRT kommt es oft zu Fehlalarmen, wenn es um Brustkrebsdetektion geht. Üblicherweise werden dann Biopsien entnommen – ein vermeidbarer Eingriff, wie eine Studie jetzt zeigt.
Die MRT zur Früherkennung bei erhöhtem Brustkrebsrisiko oder zur Komplettierung der Diagnostik bei unklarer Mammographie ist das akkurateste Verfahren zur Brustkrebsdetektion. Dies hat seinen Preis: Bei einer bis zwei von zehn Frauen kommt es zum Fehlalarm durch Veränderungen, die Brustkrebs in der MRT-Darstellung ähneln.
Zur Diagnosestellung wird dann eine Biopsie des Brustgewebes vorgenommen, um sicherzustellen, dass kein Tumor vorliegt. Diese Gewebsentnahmen stellen für viele Frauen eine erhebliche psychische wie physische Belastung dar und verursachen darüber hinaus auch Kosten.
In der MRT wird mit Hilfe starker Magnetfelder gemessen, wie Wassermoleküle im Körper verteilt sind. So können zum Beispiel verschiedene Körperstrukturen, etwa Blutgefäße, sichtbar gemacht und schichtweise dargestellt werden. Bei der Brustkrebsvorsorgeuntersuchung wird die Durchblutung des Gewebes gemessen. Das Verfahren ist sehr genau, in manchen Fällen ist es allerdings schwer zu sagen, ob entdeckte Knoten bösartig sind, oder ob das Gewebe nur besonders dicht und daher gut durchblutet ist.
Ein zweites MR-Verfahren, die DWI, stellt die Bewegung von Wassermolekülen in Strukturen dar und kann sie durch den Diffusionskoeffizienten (ADC) auch objektiv messen. Für seine Studie führte das Forscherteam nun anschließend an die herkömmliche MRT noch eine DWI durch.
Erstautorin Paola Clauser, Universitätsklink für Radiologie von MedUni Wien und AKH Wien: „Mit Hilfe der DWI können wir Läsionen viel besser charakterisieren. Denn: Im gesunden Gewebe tanzen die Wasserstoffmoleküle schneller als bei bösartigen Tumoren. Karzinome weisen eine hohe Zelldichte auf und hindern die Wassermoleküle bei ihrer Bewegung. Wir konnten nun belegen, dass wir Brusttumoren, wenn der Grenzwert (ADC) größer gleich 1,5+10-3 mm2/s ist, nicht biopsieren müssen.“
Die DWI dauert maximal drei Minuten, verbessert aber die Diagnose erheblich. Studienleiter Pascal Baltzer, Universitätsklink für Radiologie von MedUni Wien und AKH Wien: „In dieser multizentrischen Studie ist es uns mit diesem Grenzwert gelungen, einen objektiven, standardisierten Biomarker zu etablieren. Er ist überall anwendbar, weil er weitgehend vom Gerät, der Erfahrung der RadiologInnen, der Messzeit oder dem Messverfahren unabhängig ist.“
Die DWI ist in der Diagnose von Schlaganfällen bereits lange etabliert und erfreut sich auch in der Tumordiagnostik steigender Beliebtheit. Jede radiologische Einrichtung ist daher in der Lage, sie durchzuführen. Baltzer: „Unsere Erkenntnis ist diagnostisch sofort verwertbar. Dafür braucht es kein Spezialzentrum – jede niedergelassene Radiologieambulanz könnte sie sofort nutzen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Universität Wien. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: GenomeMe Lab Inc., Wiki Commons