Hinter der Maske lassen sich Schwellungen gut verbergen. Die Schönheits-OPs erleben deshalb während Corona einen Boom, wie uns Deutschlands bekanntester Promi-Chirurg erzählt.
Durch die Corona-Pandemie erlebt die Schönheitschirurgie derzeit einen Boom. Während viele Kliniken in den letzten Monaten in finanzielle Nöte geraten sind, steigt die Nachfrage in der Ästhetisch-Plastischen deutlich. So auch in der berühmten Bodenseeklinik. Chefarzt Prof. Werner Mang berichtet: Etwa ein Drittel der Eingriffe in der Klinik seien Schönheitsoperationen, Tendenz in Corona-Zeiten steigend. „Die Bodenseeklinik ist bekannt für den Promi-Faktor, Models, Schauspieler, Politiker lassen jetzt verstärkt kleine Schönheitsoperationen machen.“
Besonders die „Schönheitsoperationen to go“ sind derzeit im Trend, sagt Mang. Das habe sich in der Corona-Zeit verdoppelt. Während man früher einmal am Morgen in den Spiegel geschaut habe, sehe man sein Gesicht derzeit andauernd in Video-Konferenzen, beim Skypen, bei Facetime. Oft sei man erschrocken, wie schlecht und alt man aussehe, so Mang. „Wenn ich mit meiner Enkeltochter telefoniere, kommt es schon mal vor, dass sie sagt: ‚Opa, wie alt siehst du denn aus‘.“ Aus diesem Grund hätten sich viele Eingriffe ins Gesicht verlagert: „Der Renner sind neben Hyaluronsäure-Injektionen und Botox, Minilifting, Fadenlift, Laserbehandlung, Doppelkinnentfernung.“
Vor allem Männer folgten hier dem Motto: „In einer Stunde 10 Jahre jünger“. „Auch in der internationalen Gesellschaft für ästhetische Medizin haben wir festgestellt, der Trend bundesweit zu diesen unblutigen Schönheitsbehandlungen geht.“ Die Corona-Maske kommt da gleich doppelt zum Einsatz: Denn hinter ihr lassen sich auch Schwellungen gut verbergen. Viele verbänden den Eingriff mit einem Kurzurlaub am Bodensee.
Als Student hat Werner Mang lange bei dem brasilianischen Arzt Professor Ivo Pitanguy gelernt. Dieser ist besonders bekannt dafür, dass er Nicki Lauda nach seinem Unfall behandelt hat. Aber auch Sophia Loren und Jackie Onassis gehörten zu seinen Kunden. Trends aus Brasilien beobachtet Mang auch in Deutschland immer wieder: „Der Po von Jennifer Lopez und Kim Kardashian wird immer wieder in meiner Praxis nachgefragt.“ Er selbst sei kein großer Fan des ästhetischen Eingriffs, da er nicht ganz ungefährlich sei: Po-Implantate könnten verrutschen und sich entzünden. Er sehe hier aber keinen Einfluss von Corona auf die Wunsche der Kunden.
Die ästhetische Chirurgie ist umstritten. Sie würden eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schaffen, heißt es. Und vor allem die mangelnde Qualitätskontrolle wird von Medizinern immer wieder kritisiert. Auch Mang empfindet das Gebiet noch immer als Tabu-Thema, da es schlecht ausgebildete Ärzte in diesem Feld gebe.
Erst kürzlich war ein Internist aus Düsseldorf in die Schlagzeilen geraten, da Patientinnen nach einer Po-Vergrößerung mittels Eigenfett-Implantation verstorben waren. „Es ist kein Wunder, dass die Schönheitschirurgie immer noch einen schlechten Ruf hat“, findet Mang. Außerdem sehe er selbst täglich schlimme Ergebnisse. Er plädiere deshalb für eine fundierte Ausbildung, nicht nur in der plastischen Chirurgie, sondern in der ästhetischen Chirurgie. „Hier gibt es in Deutschland zu wenig Ausbildungsplätze.“
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