Das Immunkonjugat Enfortumab-Vedotin konnte erneut überzeugen. Der bewaffnete Antikörper verlängerte bei Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom das Überleben signifikant im Vergleich zur Standard-Chemotherapie.
Patienten mit fortgeschrittenem Urothelzellkarzinom weisen oftmals, trotz erfolgter Chemotherapie und Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren wie PD-1- oder PD-L1-Antagonisten, nur eine kurze Überlebensrate auf.
Seit einiger Zeit werden vermehrt auch Antikörper-Wirkstoff-Konjugate in der modernen Tumortherapie eingesetzt. Diese haben gegenüber Zytostatika den Vorteil, dass sie sehr gezielt wirken: Ein Toxin wird an einen zielgerichteten Antikörper gekoppelt. Der Antikörper transportiert so den zytostatischen Wirkstoff zum Oberflächenantigen der Tumorzelle und setzt das Toxin erst nach Bindung und Internalisierung im Zellinneren frei.
Das Immunkonjugat Enfortumab-Vedotin gehört zu diesen sogenannten bewaffneten Antikörpern. Es transportiert das Zytostatikum Monomethylauristatin E (MMAE) gezielt zu den Krebszellen und hat bereits 2019 in einer Phase-II-Studie, die im Journal of Clinical Oncology veröffenlticht wurde, bei Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom zu Remissionen geführt.
In einer randomisierten, open-label Phase-III-Studie mit 608 Patienten konnten Ärzte jetzt, nach Einsatz des Immunkonjugats bei Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom, eine signifikante Verlängerung in der Überlebensrate feststellen.
Enfortumab-Vedotin wurde hier bei Patienten eingesetzt, die zuvor bereits eine Platin-basierte Chemotherapie erhalten hatten und während oder nach der Immuntherapie mit einem PD-1- oder PD-L1-Inhibitor eine Progression des Tumors aufwiesen. Die Patienten wurden randomisiert: 301 Personen erhielten Enfortumab-Vedotin in einer Dosis von 1,25 mg pro Kg Körpergewicht an den Tagen 1, 8 und 15 eines 28-tägigen Zyklus. Die zweite Gruppe, bestehend aus 307 Personen, erhielt eine Chemotherapie (Docetaxel, Paclitaxel oder Vinflunin), die an Tag 1 eines 21-tägigen Zyklus verabreicht wurde. Der primäre Endpunkt der Studie war das Gesamtüberleben.
Das mediane Gesamtüberleben lag in der Enfortumab-Vedotin-Gruppe bei 12,9 Monaten, verglichen mit 9,0 Monaten in der Gruppe mit Standard-Chemotherapie (Hazard Ratio für Tod, 0,70; 95 % Konfidenzintervall, 0,56 bis 0,89; P=0,001) In der Subgruppenanalyse zeigte sich, dass der Nutzen des Medikaments bei fast allen Subgruppen eintrat, einschließlich Patienten mit Lebermetastasen.
Enfortumab-Vedotin ist in den USA bei fortgeschrittenem Urothelkarzinom bereits zugelassen. Ein Zulassungantrag bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA liegt bisher noch nicht vor.
Die Studie haben wir euch im Text und hier verlinkt.
Bildquelle: Wikimedia Commons