Jens Spahn hatte 200.000 Dosen Antikörper-Präparate bestellt. Obwohl sie teilweise schon geliefert wurden, sind sie offenbar noch nicht zum Einsatz gekommen.
200.000 Dosen Antikörper-Präparate im Wert von rund 400 Millionen Euro hatte Jens Spahn Ende Januar bestellt (wir berichteten). Die in der EU noch nicht zugelassenen Mittel sollten Unikliniken zur Verfügung gestellt werden. Doch offenbar kommen sie dort noch gar nicht zum Einsatz, wie der MRD berichtet.
Bei den beiden Präparaten handelt es sich um Bamlavinimab von Eli Lilly und um Casirivimab/Imdevimab (REGN-COV2) von Regeneron Pharmaceuticals. Zu Letzerem startete die EMA vor zwei Wochen ihr Rolling Review. Vor allem Risikopatienten sollen von den Präparaten in der Frühphase der Erkrankung profitieren, um sie vor einem schweren Verlauf zu schützen.
Spahns Antikörper-Einkauf sorgte bei Experten schon im Januar für gemischte Gefühle. Denn tatsächlich wurden mehrere Antikörperstudien wegen Ineffektivität bereits abgebrochen. Dabei ging es allerdings meist um schwer kranke Patienten in fortgeschrittenen Stadien. Hier, so die Hypothese, nimmt die Erkrankung auch ohne das Virus seinen Lauf, und entsprechend wenig hilfreich sind antivirale Antikörper.
Fraglich ist zudem, ob das Medikament auch dort ankommt, wo es seinen Nutzen entfaltet: bei den Hochrisikopatienten in eher früheren Stadien. Auf der Intensivstation könnte es für den Antikörper-Shot vielleicht schon zu spät sein. Der bessere Zeitpunkt dürfte beim klinischen Erstkontakt sein, spätestens in der Notaufnahme.
In frühen Stadien, in denen es noch gelingen kann, das Virus abzufangen, sind die Ergebnisse aber deutlich besser – nicht nur wegen der Ergebnisse zu Antikörper-Präparaten, sondern auch, wenn man sich die Daten zu Rekonvaleszentenplasma ansieht. Die Gabe von hochdosierten Antikörpern (hier in Form von Rekonvaleszentenplasma) innerhalb von 72 Stunden nach Symptombeginn reduziert bei älteren COVID-Patienten das relative Risiko eines schweren Verlaufs um ganze 48 Prozent. So die Ergebnisse einer aktuelle Studie zu Rekonvaleszentenplasma im NEJM.
Spahns Einkauf scheint unter diesem Aspekt eine sinvolle Idee gewesen zu sein. Allerdings scheint es jetzt an der Umsetzung zu hapern. Wie der MRD berichtet, wurden die Mittel zwar teilweise schon geliefert, aber noch nicht eingesetzt. Von der Universitätsklinik Leipzig hieß es etwa, dass sie das Antikörper-Medikament erst vor Kurzem erhalten hätten, aber es bisher noch keinen Einsatz gab.
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Bildquelle: Sérgio Alves Santos, unsplash