Welche Rolle eine Einnahme von Kalzium-Präparaten bei der Bildung von artherosklerotischen Plaques in den Koronararterien spielt, ist seit Langem unsicher. Eine Übersichtsarbeit bringt neue Erkenntnisse.
Nahrungsergänzungsmittel sind ein kontrovers diskutiertes Thema. Ihr Nutzen kann oft nicht wissenschaftlich fundiert nachgewiesen werden und doch erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Auch orale Kalziumpräparate werden, oftmals zur Stärkung der Knochen, von vielen Menschen regelmäßig eingenommen.
Schon länger besteht die Vermutung, dass eine Kalzium-Einnahme das Risiko für Atherosklerose-Plaques in den Koronararterien und damit auch das kardiovaskuläre Risiko erhöhen könnte. Die Ergebnisse einer neuen Übersichtsarbeit untermauern jetzt diesen Verdacht. In ihre Analyse schlossen Najdat Bazarbashi und seine Kollegen neun randomisierte Studien ein, in denen über 5.000 Patienten mit einer Koronarerkrankung über einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten mittels intravaskulärem Ultraschall (IVUS) untersucht wurden. 447 der Patienten nahmen, begleitend zu ihrer Standardmedikation, ein Kalziumpräparat ein.
Nach der Auswertung aller Ergebnisse wurde deutlich, dass eine Kalzium-Supplementierung, unabhängig von Alter, Geschlecht, der anfänglichen Kalziummenge, einer Statintherapie oder der Nierenfunktion mit einem signifikanten Anstieg des jährlich gemessenen Kalzium-Index (CaI) einherging (Odds Ratio (OR): 1,15; p = 0,004). Interessant ist hierbei, dass die Einnahme von Kalzium nur mit einem signifikanten Anstieg von Cal assoziiert war, wenn bei der Person eine Plaqueprogression stattfand (OR: 1,46; p ˂ 0,001). Das Volumen der atherosklerotischen Plaques (PAV), gemessen als Anteil am Gefäßdurchmesser, unterschied sich in den beiden Gruppen kaum.
Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen: „Eine orale Kalzium-Supplementierung kann die Kalziumablagerung im koronaren Gefäßsystem – unabhängig von Veränderungen des Plaque-volumens – erhöhen. Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Plaquestabilität, und damit auch kardiovaskuläre Ereignisse, müssen in Zukunft näher untersucht werden.“
Die Übersichtsarbeit haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Paweł Czerwiński, unsplash