Antikoagulantien können das Sterberisiko von COVID-Patienten reduzieren, wenn sie prophylaktisch bei der Einlieferung verabreicht werden.
COVID-19-Patienten, die bei der Einlieferung in die Klinik Antikoagulantien bekommen, haben ein deutlich reduziertes Sterberisiko. Das Risiko reduziert sich im Vergleich zu einer Therapie ohne sofortige Blutverdünner-Gabe um 34 Prozent. Das hat eine retrospektive US-Studie ergeben.
Schon zu Beginn der Pandemie wurde beobachtet, dass COVID-Patienten von einer Antikoagulation profitieren. Auch die aktuelle S2k-Leitlinie rät bereits jetzt dazu, hospitalisierten COVID-19-Patienten standardmäßig ein niedermolekulares Heparin zu verabreichen, sofern keine Kontraindikation vorliegt. Allerdings stehen Beweise durch randomisierte klinische Studien noch aus.
Deswegen haben Forscher jetzt retrospektiv die Daten von 4.297 COVID-Patienten ausgewertet, die zwischen dem 1. März und 31. Juli 2020 in einer Klinik behandelt werden mussten. Bei der Kohorte handelte es sich um Personen, die Leistungen des US Department of Veterans Affairs bezogen. 93 Prozent der Patienten war männlich, das Durchschnittsalter betrug 68 Jahre. 3627 Patienten (84,4 Prozent) hatten innerhalb von 24 Stunden nach Einlieferung prophylaktisch einen Gerinnungshemmer erhalten – entweder subkutanes Heparin oder Enoxaparin.
Insgesamt starben 622 Patienten (14,5 Prozent), bei den Patienten, die einen Blutverdünner bekamen, lag die Sterberate bei 14,3 Prozent. Bei den Patienten, die kein Antikoagulans erhalten hatten, verstarben 18,7 Prozent. Das ergibt eine relative Risikoreduktion um 34 Prozent. Auch das Risiko für eine schwere Blutung als unerwünschte Wirkung wurde nicht festgestellt.
„Dieses Ergebnis ist konsistent mit früheren Berichten, aber mit einem viel größeren, stärkeren Datensatz aus einer gut konzipierten Studie“, meint Dr. Mark Skidmore von der Keele University. „Mehrere kleine beobachtende Kohortenstudien wiesen bereits auf den Nutzen der Heparin-Anwendung hin. [...] Die Implikationen für die Überarbeitung der klinischen Praxis bei der Krankenhausaufnahme von COVID-Patienten sind klar.“
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash