Die meisten modernen Impfstoffe werden in vorgefüllten Spritzen geliefert. Das ist nicht nur einfacher im Handling, sondern reduziert auch mögliche Fehlerquellen. Warum bekommt man COVID-19-Impfstoffe nur in Injektionsfläschchen?
Der Biontech-Impfstoff Corminaty® wird in Durchstechflaschen geliefert, die für das Verimpfen mehrerer Dosen erst einmal vorbereitet werden müssen. Nach dem Auftauen folgt das vorsichtige Mischen, das Verdünnen mit NaCl, ein weiteres Durchmischen und das vorsichtige Aufziehen unter Druckausgleich in die Spritze. Die einzelnen Schritte könnt ihr hier nachlesen.
Dieses Prozedere ist nicht nur ziemlich aufwendig, sondern bietet einige Fehlerquellen. Hinzu kommt, dass die Glasfläschchen zum sprichwörtlichen Flaschenhals der Impfstoff-Produktion gehören – die Produktion des Impfstoffs könnte letztlich durch die fehlende Verpackung verlangsamt werden. Warum also werden COVID-19-Impfstoffe nicht schon in vorgefüllten Spritzen geliefert so wie standardmäßig die meisten modernen Impfstoffe?
Das erklärt sich zum Teil durch die Notlage und die Unvorhersehbarkeit rund um die Zulassung von Impfstoffen in den letzten Monaten, gefolgt von dem „fast augenblicklichen Ansturm auf der ganzen Welt, um sich mit Impfstoffen und den für ihre Bereitstellung erforderlichen Zusatzprodukten einzudecken“, so Simone Blayer. Er arbeitet bei PATH, einer gemeinnützigen globalen Gesundheitsorganisation, die die Entwicklung von Impfstoffprozessen überwacht.
Außerdem ist die Produktion für vorgefüllte Spritzen zu langsam. So erklärte Pfizer im letzten Sommer, dass es Multidose-Fläschchen anstelle von Einwegfläschchen in Erwägung zieht, „um eine effizientere Produktion zu ermöglichen, da sie schneller befüllt werden können.“
Ein weiterer wichtiger Punkt: Kosten. Impfstoffe in Multidose-Fläschchen sind nicht nur schneller, sondern auch günstiger produziert als vorgefüllte Spritzen. Auch deswegen werden viele injizierbare Medikamente und Impfstoffe für Entwicklungsländer heutzutage in Multidose-Fläschchen produziert. So wird es dort wohl auch in Zukunft mit den Corona-Impfstoffen gehandhabt.
Für Europa und die USA ist aber nicht auszuschließen, dass die Corona-Impfstoffe zukünftig auch in vorgefüllten Spritzen geliefert werden könnten. In den USA wird bereits ein Unternehmen aus North Carolina gefördert (Apiject), das den Bau von Anlagen zur Produktion solcher vorgefüllten Spritzen vorantreiben will. Diese seien „in der Lage, fast alle führenden COVID-19-Impfstoffkandidaten schnell, in großem Umfang und effizient zu verabreichen“.
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