Südafrika stoppt den Start seiner Impfkampagne. Der Grund: Die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs gegen B.1.351 scheint laut erster Berichte äußerst gering. Doch wie aussagekräftig sind die niedrigen Zahlen?
Eigentlich sollte in den kommenden Tagen die landesweite Impfkampagne in Südafrika starten. Eine erste Lieferung von AstraZeneca mit einer Million Dosen war bereits letzte Woche eingetroffen. Jetzt hat der dortige Gesundheitsminister Zweli Mkhize angekündigt, die Impfungen vorerst noch zurückzuhalten. Der Grund: Das Vakzin von AstraZeneca wirke bei der südafrikanischen Virus-Variante nur begrenzt.
Mkhize bezieht sich auf die Ergebnisse einer Preprint-Studie, die am Montag veröffentlicht werden soll. Bislang liegt dazu lediglich eine Pressemitteilung der Witwatersrand-Universität vor, wo die Studie durchgeführt wurde. Darin heißt es, dass der Impfstoff zwar eine hohe Wirksamkeit gegen die ursprüngliche Coronavirus-Variante hat. Doch bei B.1.351, der südafrikanischen Variante, böte das Vakzin nur minimalen Schutz vor einem milden bis moderaten COVID-19-Verlauf.
Wie Studienleiter Prof. Shabir Madhi in Medien zitiert wird, konnten milde COVID-Verläufe bei der B.1.351-Variante nur um 22 Prozent reduziert werden – verglichen mit 75 Prozent bei der ursprünglichen Linie. Allerdings ist dieses Ergebnis nicht besonders zuverlässig: Bei den 22 Prozent wurde ein Konfidenzintervall von -50 Prozent bis 60 Prozent angegeben, was eigentlich keine klare Aussage zulässt. Über den tatsächlichen Wert kann man sich bei so einem breiten Konfidenzintervall nicht sicher sein. Auch von einer Wirksamkeit von nur 10 Prozent ist die Rede, doch auch dieser Wert erscheint angesichts der zur Verfügung stehenden Daten fragwürdig.
An der Studie nahmen nur knapp 1.800 Probanden teil (Durchschnittsalter 31 Jahre), von denen keiner schwer erkrankte. Insgesamt wurden nur 42 Infektionen beobachtet. Eine Beurteilung des Schutzes vor einem schweren Verlauf mit Krankenhausaufenthalt und Tod steht wegen fehlender Daten noch aus. „Wir glauben, dass unser Impfstoff gegen eine schwere Erkrankung schützen kann, da die Aktivität neutralisierender Antikörper genauso funktioniert wie bei anderen COVID-19-Vakzinen, die gegen schwerere Erkrankungen funktionieren – besonders wenn der Abstand zwischen den beiden Dosen auf acht bis zwölf Wochen optimiert ist“, sagte diesbezüglich ein Sprecher von AstraZeneca.
Jetzt will die südafrikanische Regierung mit dem Start ihrer Impfkampagne warten bis „eindeutige Einschätzungen“ zur Wirksamkeit vorliegen. Wie lange das dauert, ist ungewiss. Das Thema ist auch für andere Weltregionen nicht unwichtig, zumindest dann, wenn sich die südafrikanische Virusvariante weiter ausbreitet. In Tirol etwa liegt die Rate der Infektionen mit der Südafrika-Mutante bei neun Prozent, und es steht dort jetzt auch noch eine Lockerung des Lockdowns an. Gleichzeitig bestehen weiterhin Unsicherheiten was die Wirksamkeit des britischen Vektorimpfstoffs bei Senioren angeht. Es könnte besser laufen für AstraZeneca und die Oxford-Universität, aber es ist eben auch nicht ideal, wenn Studien gemacht werden, die – aus welchen Gründen auch immer – wichtige Fragen unbeantwortet lassen.
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