Kondom gerissen oder ungeschützter Sex – soll eine Schwangerschaft verhindert werden, kommt meist die „Pille danach“ zum Einsatz. Jetzt gibt es eine neue Form der Notfallkontrazeption, die Gynäkologen kennen sollten.
Die höchste Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden besteht 1–2 Tage vor und nach der Ovulation. Dabei ist zu bedenken, dass die Spermien etwa fünf Tage im weiblichen Zervixsekret vital bleiben. Um Schwangerschaftskonflikte zu vermeiden, ist eine sichere Antikonzeption entscheidend. Doch was ist, wenn diese versagt oder es doch einmal ohne Verhütung passiert? Die Möglichkeiten der Notfallverhütung im Überblick:
Seit 2015 ist die „Pille danach“ von der Verschreibungspflicht ausgenommen. Das bedeutet, Frauen die eine Notfallverhütung benötigen, bekommen sie ohne Rezept in der Apotheke. Es gibt zwei verschiedene Präparate, deren Sicherheit am höchsten ist, je früher sie nach dem ungeschützten Verkehr eingenommen werden:
Eine Notfallverhütung mittels Spirale wird in Deutschland bisher relativ selten durchgeführt. Sie gilt als die effektivste Form (Versagerquote 0,1 %) der Notfallkontrazeption und wird üblicherweise mit einer Kupferspirale durchgeführt. Die WHO empfiehlt die Einlage innerhalb von 5 Tagen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr.
Die Wirkungsweise ist vielschichtig. Die Kupferionen beeinflussen das Umfeld für die Oozyte und die Spermien negativ, außerdem werden ungünstige uterine Effekte für die Implantation geschaffen. Vor der Einlage müssen eine Infektion und eine bereits bestehende Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Es besteht bezüglich der Effektivität keine Abhängigkeit vom BMI und auch das Stillen ist möglich. Nebenwirkungen können u. a. verstärkte Menstruationsblutungen sein. Kardiovaskuläre und thromboembolische Vorerkrankungen sind kein Hinderungsgrund.
Neu ist die Möglichkeit, auch mittels einer post-koital eingelegten Hormonspirale eine Notfallverhütung zu gewährleisten, wie das New England Journal of Medicine kürzlich berichtete.
Eine Langzeitverhütung mittels Spirale wird in den USA, ähnlich wie in Deutschland, bevorzugt mit einem Hormon-IUP durchgeführt. Bisher gab es nur Daten zu Kupferspiralen als Notfallkontrazeptivum und nur diese wurden auch dafür verwendet. An sechs Kliniken in Utah wurde eine randomisierte Studie durchgeführt, um die Wirksamkeit von Spiralen als Notfallkontrazeptivum zu untersuchen. Unter allen Teilnehmerinnen wurden nach dem Zufallsprinzip 321 Kuper- und 317 Hormonspiralen innerhalb von fünf Tagen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt. Nach einem Monat führten 300 Frauen in der Kupferspiralen-Gruppe und 290 Frauen in der Hormonspiralen-Gruppe einen Schwangerschaftstest durch. War kein Schwangerschaftstest verfügbar, wurden anamnestische Daten erhoben.
In der Kupfer-IUP-Gruppe war kein Test positiv, in der Hormon-IUP-Gruppe kam es zu einem positiven Test. Der absolute Unterschied zwischen beiden Gruppen wird als unerheblich gesehen und der Hormon-IUP-Gruppe keine Unterlegenheit gegenüber der Kupfer-IUP-Gruppe bestätigt. Zu unerwünschten Nebenwirkungen, die einen Arztbesuch nötig machten, kam es bei 5,2 % der Patientinnen in der Hormonspiralen-Gruppe und zu 4,9 % der Patientinnen in der Kupferspiralen-Gruppe.
Intrauterinpessare als Notfallkontrazeption haben im Gegensatz zu oralen Präparaten eine praktische Hürde. Die Einlage muss kurzfristig geplant werden und findet in der gynäkologischen Praxis statt. Orale Notfallkontrazeptiva können unabhängig zu jeder Zeit eingenommen werden.
Eine IUP-Notfallkontrazeption ist ethisch nicht unumstritten. Kupferspiralen wirken normalerweise hauptsächlich über eine Beeinträchtigung der Spermienmobilität durch die Kupferionen, Hormonspiralen durch eine Verdickung des zervikalen Schleimpfropfens. Bei der Verwendung als Notfallkontrazeptivum könnten diese Hauptansatzpunkte der Wirkungsweise eine untergeordnete Rolle spielen. Möglicherweise übernehmen ungünstige Einflüsse auf die Nidation die Oberhand.
Der beste Weg, eine Notfallkontrazeption zu vermeiden: im Vorfeld individuell beraten, eine sichere Verhütungsmethode gemeinsam mit der Patientin wählen und immer wieder auf die richtige Anwendung bzw. nötigen Kontrolluntersuchungen hinweisen.
Bildquelle: Reproductive Health Supplies Coalition, Unsplash