Johnson & Johnson hat jetzt die Kernergebnisse seiner Phase-III-Studie vorgelegt. Der Single-Shot-Impfstoff schützt zwar vor schweren Verläufen, hat aber Schwierigkeiten, gegen die südafrikanische Variante anzukommen.
Der Vektorimpfstoff Ad26.COV2.S (JNJ-78436735), der als Einzeldosis verabreicht wird, schneidet solide bis gut ab, wie dem offiziellen Pressebericht zum noch unveröffentlichten klinischen ENSEMBLE-Trial zu entnehmen ist.
Als primäre Endpunkte wurden Schutzwirkung und Sicherheit des Vakzins vor moderater bis schwerer Erkrankung an COVID-19 – sowohl in den ersten 14 also auch 28 Tagen nach der Impfung – definiert. Die Daten basieren auf 43.783 Teilnehmern, es gab im Studienverlauf 468 symptomatische COVID-19-Fälle.
Bei der Gesamtheit aller Probanden wurde ab 28 Tage nach Injektion ein Impfschutz vor moderaten bis schweren COVID-Verläufen von 66 Prozent festgestellt. Die Schutzwirkung setzte ab Tag 14 ein. Dabei gab es ein regionales Gefälle, das etwas an die tags zuvor vorgestellten Ergebnisse beim Novavax-Impfstoff erinnert. Einen Schutz vor moderaten bis schweren Verläufen bot das Vakzin ab Tag 28 zu 72 % bei Probanden in den USA, zu 66 % in Lateinamerika und zu 57 % in Südafrika. Auch hier scheint es demnach so, als ob Virusvarianten die Effektivität ungünstig beeinflussen können.
Immerhin: Vor schweren Erkrankungen an COVID-19 konnte der Impfstoff ab 28 Tage nach Impfung in allen Regionen gleichmäßig schützen, auch in Südafrika: Die Wirkung ist hier mit 85 Prozent bei Erwachsenen ab 18 Jahren angegeben, was für eine Einmalimpfstoff sehr gut klingt. Die Schutzwirkung nahm im Laufe der Zeit zu, bei den geimpften Personen kam es nach Tag 49 zu keinem einzigen Fall mehr, allerdings müssen die Daten hier wohl noch etwas reifen. Es gab im Impfstoffarm der Studie auch keinen einzigen COVID-19-Fall mit Hospitalisierung oder Todesfolge ab 28 Tage nach Impfung, unabhängig von der Weltregion.
Generell konnte eine Schutzwirkung in allen Altersgruppen sowie ethnischen Gruppen und unterschiedlichen Untersuchungsregionen festgestellt werden. Das galt auch für Erwachsene im Alter von 60 und älter (n = 14.672; 34%) und für Probanden, die B.1.351 aufwiesen. In der Untersuchungsgruppe in Südafrika wurde beinahe bei allen Teilnehmern (95 %) diese neue Variante nachgewiesen.
Eric Topol, Forscher und Leiter des Scripps Research Translational Institute, nannte gegenüber STAT News die Ergebnisse „enttäuschend.“ Andere sind weniger streng und betonen, dass die Effektivität für eine Einmalimpfung jedenfalls nicht schlecht sei und dass dieser Impfstoff deutlich einfacher logistisch zu handhaben ist.
Dass die Schutzwirkung des Impfstoffs vor moderaten bis schweren Verläufen bei Probanden in Südafrika nur bei 57 Prozent lag, zeigt in jedem Fall, wie "robust" B.1.351 im Vergleich zu der ursprünglichen Variante von SARS-CoV-2 ist. Das hatte am Tag vorher auch die Novavax-Studie deutlich gezeigt. Dennoch kann der Impfstoff auch in Südafrika vor schweren Verläufen schützen und Todesfälle vermeiden. Bei den mRNA-Impfstoffen ist das bislang noch nicht so eindeutig gezeigt. Zwar haben sowohl Moderna als auch BioNTech neutralisierende Aktivität gegen die Südafrika-Variante nachgewiesen. Reale Daten aus einer randomisierten Studie gibt es aber nur für Novavax und jetzt Johnson & Johnson.
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