Die EMA hat heute die Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs empfohlen. Derweil geht der Streit mit der EU in die nächste Runde.
Heute hat die EMA die Zulassung des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca in der EU empfohlen. Die finale Entscheidung liegt nun bei der EU-Kommission. Anders als von der STIKO empfohlen, gilt die bedingte Marktzulassung für alle Altersklassen und nicht nur für unter 65-Jährige. Die STIKO hatte erklärt, dass zur Beurteilung der Impfwirkung für ältere Menschen keine ausreichenden Daten vorlägen. Von den 341 Geimpften der über 65 Jahre alten Probanden hatte sich nur einer mit SARS-CoV-2 infiziert. Da die Zahl der Probanden nicht ausreiche, lasse sich daraus keine statistisch signifikante Aussage ableiten, so die STIKO.
Bezüglich der Wirksamkeit des Impfstoffs sorgte diese Woche bereits eine Aussage aus EU-Kreisen für Aufsehen. Es hieß, dass die Wirksamkeit des Vakzins bei Senioren nur bei 8 Prozent liegen soll. Woher diese Zahl kommt oder ob es sich nur um ein Missverständnis gehandelt haben könnte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt (wir berichteten).
AstraZeneca sorgt derzeit für eine Schlagzeile nach der anderen. Besonders kontrovers und aufsehenerregend ist der Streit mit der EU. Das Unternehmen hatte kürzlich angekündigt, statt 80 Millionen Dosen nur 31 Millionen an die EU liefern zu können. Als Grund nannte die Firma Probleme in einer Produktionsstätte.
AstraZeneca beharrte zunächst darauf, dass in dem Vertrag mit der EU keine konkreten Liefermengen und -termine vereinbart wurden. In einem Interview erklärte Firmenchef Pascal Soriot, dass lediglich zugesichert worden sei, das Unternehmen werde sein „Bestes“ geben.
Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, konterte: Gegenüber dem Deutschlandfunk sagt sie, der Vertrag sei „glasklar“. Um das zu beweisen, hat die EU den Rahmenvertrag mit AstraZeneca am Freitagmittag veröffentlicht. Doch wichtige Passagen wie etwa die geplanten Liefermengen sind unter Hinweis auf Geschäftsgeheimnisse geschwärzt. An einigen Stellen ist tatsächlich auch von „besten vernünftigen Bemühungen“ die Rede.
Die EU-Kommission wirft dem Unternehmen zudem vor, nur die Lieferungen an die EU, nicht aber an Großbritannien zu drosseln. Soriots Erklärung dazu in besagtem Interview: Großbritannien habe die Impfstoffe drei Monate vor der EU bestellt und sei damit als erster dran.
Wie die FAZ schon vor Veröffentlichung des Vertrages berichtete, lenkt das Unternehmen nun doch ein. Soriot nahm offenbar in einem Gespräch mit der EU-Kommission Abstand von einigen seiner in seinem Interview getroffenen Aussagen. Das betreffe unter anderem Statements dazu, dass der Vertrag keine quantifizierten und mit Datum versehenen Angaben über die Lieferverpflichtungen des Herstellers enthalte.
In dem Gespräch sei auch die implizite Behauptung ausgeräumt worden, dass die EU vertraglich später als andere Staaten beliefert werden könne, mit denen AstraZeneca zu einem früheren Zeitpunkt einen Vertrag abgeschlossen hat, hieß es.
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