Bei älteren Rheuma-Patienten scheint ein coronabedingtes Hospitalisierungsrisiko deutlich erhöht, wenn sie mit hoch dosierten Glukokortikoiden behandelt werden. Jetzt rücken Biologika in den Fokus.
Seit März 2020 erfassen Rheumatologen fortlaufend Patienten mit Rheuma und einer SARS-CoV-2 Infektion im Online-Register „COVID-19-Rheuma“ der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). Eine Wissenschaftliche Auswertung des Registers dokumentiert jetzt Covid-19-Krankheitsverläufe bei Rheuma-Patienten in Deutschland und eruiert spezielle Risikofaktoren für schwere Verläufe.
Für ihre Arbeit werteten die Wissenschaftler Daten von 468 Patienten mit entzündlichen rheumatischen und Muskel-Skelett-Erkrankungen (RMD) und einer SARS-CoV-2-Infektion zwischen dem 30. März un dem 1. November 2020 aus. Von ihnen mussten in diesem Zeitraum 136 Patienten hospitalisiert werden, 26 benötigten eine Beatmung und 19 Patienten verstarben.
Aus der Datenbank geht hervor, dass über 65-jährige Rheumapatienten ein 2,24-mal erhöhtes, über 75-jährige sogar ein fast viermal so hohes Hospitalisierungsrisiko zu haben scheinen, als jüngere Rheumatiker. Auch geben die Daten Hinweise darauf, dass eine höhere entzündlich-rheumatische Krankheitsaktivität sowie eine Behandlung mit höher dosierten Glukokortikoiden mit einem schweren Covid-19-Verlauf zusammenhängen könnte.
Die Autoren betonen jedoch, dass – aufgrund der noch eher kleinen Kohorte – eine Interpretation des Einflusses einer Glukokortikoid-Behandlung von Rheumatikern auf den COVID-19-Krankheitsverlauf zunächst noch mit Vorsicht zu genießen sei. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse sollen nicht dazu anregen, eine gut eingestellte Glukokortikoid-Therapie zu beenden. Vielmehr sollten Glukokortikoide in geringstmöglichen Dosen angewendet werden, da der Auswertung gemäß eine Dosis von > 5 mg/Tag mit einem um den Faktor 3,67 erhöhten Hospitalisierungs-Risiko verbunden ist. Die Wissenschaftler erwarten aber verlässlichere Ergebnisse mit einer steigenden Anzahl an Patienten.
Hier könnte die Behandlung mit biologischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) weiter in den Fokus rücken. Mit ihnen ließe sich die Krankheitsaktivität wirksam kontrollieren und gleichzeitig die Glukokortikoid-Dosis senken. Die Auswertung der Registerdaten zeigte insbesondere bei Biologika wie Adalimumab, Etanercept, Golimumab, Infliximab oder Abatacept eine positive Wirkung auf die Entwicklung der Morbidität und Mortalität bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) und schweren Covid-19-Infektionen.
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Bildquelle: Anshu A, Unsplash