Die Lieferungen des Biontech-Vakzins stocken. NRW stoppt Erstimpfungen in Krankenhäusern, Bayern sagt tausende Termine ab. Wie geht es jetzt weiter?
Bundesweit verzögern sich die Corona-Impfungen: Durch die vorübergehenden Lieferschwierigkeiten des Impfstoffs von Biontech und Pfizer müssen Termine kurzfristig abgesagt und verschoben werden. Rund 40 Prozent weniger Impfstoff als geplant kommt beispielsweise in Niedersachsen an. Der Grund dafür ist der Umbau eines Pfizer-Werks in Belgien, mit dem Kapazitäten erweitert werden sollen.
Die Ausfälle sorgen für Empörung: In Berlin ist man verärgert über den offenbar sehr kurzfristigen Lieferstopp, der erst am späten Dienstagabend angekündigt worden war, wie die Tagesschau berichtet. Auf Twitter kritisiert der Narkosedoc die Situation scharf: Die Motivation der Ärzte leide, sie wüssten nicht genau, wann sie nun geimpft werden. Kritik kommt auch aus den Krankenhäusern. Der Impfstart am letzten Montag habe gerade erst optimistisch gestimmt. Die so kurzfristig unterbrochene Lieferung des Impfstoffs sei bestürzend, so Jochen Brink von der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen. In dieser Woche sollte eigentlich eine große Mehrheit der Beschäftigen aus besonders sensiblen Bereichen geimpft werden.
Auswirkungen im Überblick
Die Lieferprobleme wirken sich in den Ländern unterschiedlich stark aus. Hier wichtige Änderungen im Überblick:
Impf-Fortschritt in den Bundesländern (Stand 19.01.2021). Quelle: interaktiv.morgenpost.de
Für die kommenden Impfstoff-Lieferungen in Deutschland liegen nun genauere Angaben vor. Noch bis Mitte Februar sind die Lieferungen eingeschränkt, danach sollen Mengen über Plan geliefert werden. Das geht aus dem Lieferplan von Biontech/Pfizer hervor, der bei der Gesundheitsministerkonferenz der Länder am Montag (18. Januar) vorgestellt wurde.
In der Woche vom 25. Januar wird weniger Impfstoff geliefert werden als bisher vorgesehen, nämlich 485.550 Dosen bezogen auf sechs entnehmbare je Ampulle. Angekündigt waren 667.875 Dosen bezogen auf fünf mögliche, das entspräche 801.450 Dosen bei sechs möglichen je Ampulle.
Bis Mitte Februar waren auf Basis von fünf entnehmbaren Dosen ursprünglich jeweils 667.875 Dosen vorgesehen. In der Woche vom 1. Februar sollen bezogen auf mögliche sechs Dosen je Ampulle nach dem neuen Lieferplan insgesamt 684.450 Dosen kommen; in den Wochen vom 8. Februar und vom 15. Februar jeweils 742.950. Das bedeutet, dass in der Woche vom 25. Januar bis zur Woche vom 15. Februar jeweils insgesamt weniger Dosen ausgeliefert werden als eigentlich geplant.
Ab dem 22. Februar sollen die Lieferungen dann wieder Fahrt aufnehmen – und zwei Prozent mehr Impfstoffe verteilt werden können als zunächst angekündigt. Die Länder sollen dann 906.750 Dosen bezogen auf sechs mögliche je Ampulle bekommen. Das entspräche 755.625 bei fünf möglichen Dosen. In den beiden Wochen darauf sollen bereits elf Prozent mehr Impfstoff als geplant geliefert werden, ab dem 22. Februar 36 Prozent über Plan.
Mittlerweile wurden etwa 1,4 Millionen Impfungen in Deutschland verabreicht (1,6 Prozent der Bevölkerung). Davon gingen 672.029 Impfdosen (etwa 48 Prozent) an Menschen aus Gesundheits- und Pflegeberufen. 33,7 Prozent davon wurden an Pflegeheimbewohner verimpft.
Die Daten kommen vom Impf-Dashboard des Bundesministeriums für Gesundheit, es informiert über den aktuellen Stand bei den Covid-19-Impfungen. In Länder wie Israel und den USA geht es mit den Impfungen schneller voran, wie Daten der University Oxford zeigen. Aber auch andere Länder haben Probleme: In Frankreich, Norwegen und Griechenland ist der Anteil der bereits Geimpften in der Bevölkerung noch deutlich geringer als in Deutschland.
Bildquelle: Hal Gatewood, unsplash