Amerikanische Wissenschaftler wollten herausfinden, ob die Zusammensetzung der Mundflora einen Einfluss auf das Risiko für Lungekrebserkrankungen hat. Ihre Ergebnisse sind Grund für weitere Forschung.
Dass Raucher ein erhöhtes Lungekrebs-Risiko aufweisen, steht fest. Da es sich aber bei etwa einem Viertel aller an Lungenkrebs Erkrankten um Nichtraucher handelt, wollten die Wissenschaftler um Dean Hosgood vom Albert Einstein College of Medicine in New York mit ihrem Projekt mögliche weitere Faktoren für die Krebserkrankung aufdecken. Dafür werteten die Forscher Daten zweier Studien aus, an denen insgesamt 136.400 Männer und Frauen aus Shanghai teilgenommen hatten. Die Probanden hatten nie geraucht und waren zu Beginn der Studien nicht an Krebs erkrankt.
Genaues Augenmerk legten Hosgood und seine Kollegen hier auf das Mikrobiom der Mundhöhle aller Probanden. Ihre These: Vom Mund aus könnten Bakterien in die Lunge gelangen, und dort möglicherweise krebsauslösende Prozesse in Gang setzen. Jeder Proband hatte zu Beginn eine durch Mundspülung gewonnene Probe für die Analyse zur Verfügung gestellt. Durch molekularbiologische Methoden wurden alle darin enthaltenen Arten von Bakterien klassifiziert. Im Anschluss unterzogen sich die Teilnehmer alle zwei bis drei Jahre einer medizinischen Untersuchung.
Innerhalb eines Zeitraumes von sieben Jahren erkrankten 90 Frauen und 24 Männer an Lungenkrebs. Die Wissenschaftler verglichen das Artenspektrum der oralen Bakterien dieser Patienten mit dem gesunder Personen gleichen Alters und Geschlechts. Sie konnten zeigen, dass gesunde Versuchspersonen zum einen eine größere Zahl unterschiedlicher Bakterienarten in ihren Mündern aufwiesen, bei ihnen aber auch bestimmte Bakterienarten überwogen. Dazu gehörten vor allem Spirochäten und einige Bacteroidesarten. Auch bei den erkrankten Personen gab es Gemeinsamkeiten: In ihrer Mundflora fanden sich vermehrt Bakterien der Firmicutes-Gruppe, insbesondere Milchsäurebakterien und Enterokokken.
Die Autoren des Studie stellen die Vermutung auf, dass eine Vermehrung bestimmter Bakterien in der Mundhöhle das Lungenkrebsrisiko erhöhen könnte, während andere Bakterien eine Art Schutzwirkung entfalten. Ein kausaler Zusammenhang ergibt sich aber nicht. Ebenso gut könnte es auch sein, dass das veränderte Keimspektrum nicht die Ursache, sondern Folge einer beginnenden Krebserkrankung ist. Um das herauzufinden, werden weitere Untersuchungen nötig sein.
Hier haben wir euch nochmal die Studienergebnisse verlinkt.
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash