Zur Reinfektionsrate bei COVID-19 liegt nun ein erster Bericht aus England vor. Demnach sind Reinfektionen zwar möglich, aber kommen selten vor.
Heute hat die englische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) einen Pressebericht zur SIREN-Studie veröffentlicht. Es ging unter anderem darum, herauszufinden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Reinfektion mit SARS-CoV-2 bei Menschen nach überstandener COVID-19-Erkrankung ist.
Über 20.000 Mitarbeiter der gesundheitlichen Versorgung wurden auf SARS-CoV-2 und Antikörper gegen das Virus getestet, um zu prüfen, wer von ihnen bereits das Virus hatte und wie wahrscheinlich es für diese Personen ist, nochmals zu erkranken.
Die Autoren der – noch nicht wissenschaftlich publizierten – Auswertung betonen, dass dieser erste Bericht keine Evidenz in Hinsicht auf Antikörper- oder andere Immunantworten in Verbindung mit Corona-Impfstoffen bietet. Ein Studienbericht zum Thema Impfstoff soll aber im Laufe des Jahres folgen.
Eine an positivem Antikörpertiter festgemachte Erstinfektion bietet demnach einen 83%-igen Schutz gegen eine Reinfektion verglichen mit Menschen, die noch nicht an COVID-19 erkrankt waren. Dies gelte für einen Zeitraum von mindestens fünf Monaten ab Erkrankungszeitpunkt. „Obleich die SIREN-Studie weiterhin untersucht, ob der Schutz womöglich auch länger anhält, bedeutet das: Menschen, die in der ersten Welle an COVID-19 erkrankten, könnten jetzt anfällig dafür sein, erneut daran zu erkranken“, heißt es im Bericht.
Zwischen 18. Juni und 24. November 2020 entdeckten die Wissenschaftler 44 potenzielle Reinfektionen unter insgesamt 6.614 Teilnehmern, die positiv auf Antikörper getestet worden waren. In der Vergleichsgruppe ohne positiven Antikörpernachweis und entsprechend ohne Hinweis auf Erstinfektion in der ersten Welle waren es (erwartungsgemäß) deutlich mehr. Aus der Differenz errechnete sich der mit 83 Prozent angegebene Schutz vor Reinfektionen. Anders ausgedrückt: Eine Erstinfektion schützte in diesem Datensatz etwas weniger gut als die mRNA-Impfungen mit ihrem 95%igen Schutz.
Kleine Einschränkung: Keine der 44 Erstinfektionen war PCR-bestätigt. In zwei von 44 Fällen hatte es in der ersten Welle typische Symptome gegeben. Ansonsten fußte die "Verdachtsdiagnose Erstinfektion" ausschließlich auf der Antikörpermessung. Ein gewisser Bias durch falsch positive Antikörpertests ist also denkbar.
Des Weiteren warnt das PHE: Zwar bedeute eine Infektion mit COVID-19 einen zumindest im Beobachtungszeitraum effektiven Schutz vor schweren Reinfektionen. Doch es gebe „erste Hinweise“ aus der nächsten Studienphase, die nahelegten, dass manche dieser Personen mit hoher Viruslast das Virus trotz positivem Antikörpertiter an andere übertragen könnten. Genauer wird darauf nicht eingegangen, aber die „Ausscheider“-Hypothese wird unter anderem im Zusammenhang mit immunsupprimierten Patienten auch anderswo zumindest diskutiert.
„Wir wissen jetzt, dass der Großteil jener Menschen, die das Virus bereits hatten, Antikörper bilden und vor einer Reinfektion geschützt sind, aber eben nicht alle, und wir wissen nicht, wie lang dieser Schutz tatsächlich anhält. Entscheidend ist, dass es Menschen gibt, die dennoch dazu in der Lage sind, das Virus weiterzugeben“, sagt Studienleiterin Susan Hopkins, Senior Medical Advisor beim PHE.
Den vollständigen Pressebericht könnt ihr hier im Detail nachlesen.
Bildquelle: CDC, Unsplash