Gerade während Corona boomt in den USA ein Online-Portal für Klinik-Pflegekräfte. Hier erfahrt ihr, wie es funktioniert.
Das Problem ist bekannt: „Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind katastrophal, wie auch die Bezahlung“, schreibt ein User auf Twitter. Während der Corona-Krise wird der Pflegenotstand in Deutschland besonders deutlich. Pflegende fordern Anerkennung, vor allem durch höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen – nicht durch Klatschen.
Aber wie sieht es mit Lösungen aus? In den USA gibt es eine Online-Plattform, mit der es Pflegepersonal ermöglicht werden soll, mehr Geld zu verdienen, nach Wunsch-Dienstzeiten zu arbeiten und direkt nach Schichtende bezahlt zu werden. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Die Anwendung im Fakten-Check.
SnapNurse (snap: kinderleicht, spontan; to snap: u. a. schnappen, schnipsen) ist ein On-Demand-Tool, mit dem Krankenhäuser und andere Einrichtungen direkt Fachkräfte finden können, um unbesetzte Schichten zu füllen.
Krankenschwestern oder Krankenpfleger melden sich online an und laden Dokumente zu ihrem Abschluss beziehungsweise zu ihrer Berufserfahrung hoch. Die Belege werden bei der Registrierung geprüft, was Kliniken administrativ entlastet.
Nach erfolgreicher Freischaltung können Arbeitgeber sofort Fachkräfte buchen. In einer Pressemitteilung bezeichnet sich der Anbieter als „Uber des Personals im Gesundheitswesen“ und nennt einige Vorteile:
Ob ein Portal wie SnapNurse in Deutschland juristisch überhaupt möglich wäre, lässt sich schwer beurteilen. Wagen wir dennoch ein Gedankenexperiment.
Ohne Arbeitsvertrag mit einem Krankenhaus oder mit einer Personalvermittlung würde Arbeitsleistung in der Pflege quasi demokratisiert. Fachkräfte können selbst entscheiden, wie lange – und für welches Honorar – sie arbeiten.
Im besten Fall führt das zu höheren Gehältern, zu besseren Arbeitsbedingungen und zu einem attraktiveren Berufsbild mit mehr Nachwuchs. Eine mögliche Kehrseite der Medaille: Der Verteilungskampf der Kliniken um Personal wird härter und nur noch große, solvente Ketten können erfahrene Pflegekräfte an Land ziehen. Eins zu eins ließe sich das US-Modell wohl nicht auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragen, ein spannender Ansatz ist es dennoch.
Bildquelle: United Nations COVID-19 Response, unsplash