Ist beim Mann im Bett nichts los, hilft nur Viagra®? Nicht ganz. Die niedrigenergetische Schockwellentherapie gilt als nicht-pharmazeutischer Muntermacher für den Penis bei erektiler Dysfunktion. Es muss auch nicht zwingend die Stoßwelle sein.
Bei Potenzstörungen ist der PDE-5-Hemmer die naheliegende Antwort. Und klar, die meisten Männer mit erektiler Dysfunktion (ED) kommen damit wunderbar zurecht. Doch was, wenn die orale pharmazeutische Therapie aus welchen Gründen auch immer keine Option darstellt? Intrakavernöse Injektionen, Vakuumbehandlungen und was es sonst noch gibt, all das ist für viele Männer schon wegen der damit verbundenen Gerätschaften nicht wirklich attraktiv.
Geht es auch ohne Pillen und Medizingeräte? Hier kommen niedrigenergetische Schockwellentherapien ins Spiel. Eine Behandlung, die in der Arztpraxis stattfinden kann, vom Arzt durchgeführt wird und die dem ED-Patienten präkoital keine eigenen therapeutischen Aktivitäten abverlangt.
Genutzt wird dazu typischerweise die fokussierte Stoßwellentherapie mit Geräten, wie sie auch beim Zertrümmern von Gallensteinen oder Niedersteinen zum Einsatz kommen. Nur dass die applizierte Energie geringer ist als bei den Steinen, das gute Stück soll ja nicht seekrank werden. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten der Schockwellenapplikation. So wird in einigen Ländern gerne mit Geräten für die Radialwellentherapie gearbeitet. Diese Geräte kommen sonst eher in der Orthopädie, der physikalischen Therapie und der Dermatologie zum Einsatz.
Eine Studie von Urologen der Cleveland Clinic, die in Translational Andrology and Urology veröffentlicht wurde, hat jetzt bei 48 Männern mit ED die fokussierte Stoßwellentherapie mit der Radialwellentherapie verglichen. Alle Studienteilnehmer erhielten sechs Behandlungen je einmal pro Woche. In der Gruppe mit fokussierter Stoßwellentherapie wurden 3.000 Schocks pro Behandlung zu 0,09 mJ/mm² appliziert. Bei der Radialwellentherapie waren es 10.000 Schocks pro Behandlung zu 90 mJ und bei einer Frequenz von 15 Hz.
Primärer Endpunkt war der „Sexual Health Inventory in Men (SHIM)“-Index. Das Ansprechen auf die Behandlung wurde außerdem von den Patienten selbst bewertet auf einer Skala von 1 bis 3, wobei 2 für eine ausreichende Erektion bei zusätzlichem Einsatz von PDE5-Hemmern und 3 für eine ausreichende Erektion ohne zusätzliche PDE5-Hemmer stand.
Im Ergebnis zeigte sich ein moderater, aber in beiden Gruppen ähnlich ausgeprägter Effekt der Behandlung. Der SHIM-Score stieg bei den 24 Patienten mit fokussierter Stoßwellentherapie signifikant von 9,3 auf 15,5 Punkte. In der Gruppe mit Radialwellentherapie gab es einen ebenfalls signifikanten Anstieg von 9,3 auf 16,1 Punkte. Im Mittel lagen die Verbesserungen bei 6,2 Punkten für die fokussierte Stoßwellentherapie und 6,8 Punkten für die Radialwellentherapie, was kein signifikanter Unterschied war.
Auch beim subjektiven Therapieansprechen lagen die beiden mechanischen Therapien mehr oder weniger gleichauf: 17 % bzw. 37,5 % der Männer in der fokussierten Stoßwellentherapie-Gruppe erreichten mit oder ohne zusätzlichen PDE5-Hemmer eine für Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion. Bei der Radialwellentherapie waren es 42 % bzw. 33 %, was bei der kleinen Gruppengröße statistisch keinen Unterschied machte.
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