Die neue Corona-Variante, die sich seit September im Süden Englands ausbreitet, ist vermutlich leichter übertragbar als bisher bekannte Formen. Zu dem Ergebnis kommen Experten einer britischen Gesundheitsbehörde.
In einem Bericht der Behörde Public Health England (PHE) wird die neue Virus-Variante B.1.1.7 nicht mehr als VUI-202012/01 („Variant under Investigation“) bezeichnet, sondern als VOC-202012/01 („Variant of Concern“). Die Experten schreiben, dass die Mutation N501Y die Rezeptobindungsaffinität „sehr wahrscheinlich“ erhöht. Dies allein oder in Kombination mit der Mutation 69-70del, steigere vermutlich auch die Übertragbarkeit. Bei dieser Mutation fehlen zwei Aminosäuren im Spike-Protein. Mehr Details zu den Mutationen findet ihr in diesem Artikel.
Der Anteil dieser 69-70del-Variante an positiven Tests steigt in einigen Labors in England zusehends an. Wie die Grafik im Tweet zeigt, konnte das auch ohne aufwändige Sequenzierung festgestellt werden: Der weitverbreitete PCR-Test namens TaqPath weist normalerweise drei Gene nach. Doch Viren mit einer 69-70del-Mutation zeigen bei einem positiven PCR-Test nur zwei der Gene an, nicht aber das Gen, das für das Spike-Protein codiert. Auswirkung auf das Testergebnis hat diese Mutation aber nicht.
Die PHE-Experten schreiben zudem, dass die N501Y-Mutation an einer Stelle liege, an der auch bestimmte Antikörper des Menschen angreifen, um das Virus auszuschalten. „Deshalb ist es möglich, dass solche Varianten die Wirksamkeit beim Neutralisieren des Virus beeinflussen“, heißt es in dem Bericht.
Nach Erscheinen des Berichts hat sich auch Christian Drosten wieder zu Wort gemeldet. Nachdem er sich gestern angesichts der „unklaren Informationslage“ noch unbesorgt zeigte, klingt das heute schon anders. In einem Tweet schreibt er nach Sichtung des neuen Berichts: „Das sieht leider nicht gut aus.“
Positiv sei aber, dass B.1.1.7-Fälle bislang nur in Gebieten zugenommen haben, wo die Gesamtinzidenz hoch oder ansteigend war. „Kontaktreduktion wirkt also auch gegen die Verbreitung der Mutante“, lautet seine Schlussfolgerung.
Bildquelle: Wikimedia commons