Die Mindestmengenregelung soll ein Mindestmaß an Erfahrung für einige komplexe Behandlungen im Krankenhaus sicherstellen. Für Frühgeborene mit einem Gewicht von unter 1250 g gilt ab Januar eine Mindestmenge von 25 statt bisher 14 Fällen pro Klinik.
Für extrem unreife Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 Gramm gilt seit 2010 eine Mindestmenge von 14 Fällen pro Jahr und Klinik. Im selben Jahr setzte der G-BA eine höhere Mindestmenge von 30 Fällen pro Jahr und Klinik fest, allerdings klagten daraufhin mehrere Kliniken und bekamen Recht vor dem Bundessozialgericht.
Die Begründung: Es gebe keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage für die Erhöhung. Seitdem haben mehrere Studien nahegelegt, dass eine höhere Mindestmenge das Leben vieler Frühchen retten oder schwere Gesundheitsschäden verhindern könnte. Im Oktober hatte zuletzt ein Autorenteam anhand deutscher Versorgungsdaten ausgerechnet, dass die optimale Mindestmenge für extrem kleine Frühgeborene hierzulande zwischen 50 und 60 Fällen pro Klinik und Jahr liege.
Der Gemeinsame Bundesausschuss hat am 17.12.2020 nun die Erhöhung der aktuellen Mindestmenge beschlossen: Diese wird ab dem 1.1.2021 von 14 auf 25 Frühgeborene pro Jahr und Klinik steigen. Den Kliniken wird allerdings eine Übergangsfrist von drei Jahren eingeräumt.
Die Mindestmengenregelung schreibt ein Mindestmaß an Erfahrung für einige komplexe Operationen und Behandlungen im Krankenhaus vor. Sie legt fest, wie häufig eine Klinik einen Eingriff oder eine Therapie pro Jahr mindestens durchführen muss, damit sie diese Behandlungen anbieten darf – und auch von den Krankenkassen erstattet bekommt.
Dennoch wird bereits diese moderate Anhebung der Mindestmenge Auswirkungen auf die Versorgungstrukturen haben – sollte sie konsequent angewendet werden. Von den 164 Perinatalzentren der höchsten Versorgungsstufe (Level I) erreichen laut der aktuellen AOK Transparenzliste 34 (21 Prozent) die neue Mindestmenge aller Voraussicht nach nicht und dürften demnach die Kinder künftig nicht mehr versorgen.
Die Konzentration der Kliniklandschaft auf weniger Zentren wird dazu führen, dass Frühgeborene unter 1250 Gramm in erfahreneren Kliniken behandelt werden. Laut internationaler Studienlage wird das die Versorgung der Frühgeborenen verbessern: Es werden weniger Kinder sterben oder schwere Schäden zurückbehalten.
Dem steht entgegen, dass sich die Anfahrtswege zu den Klinken in manchen Regionen durch die Reduzierung der Zentren etwas verlängern werden. Wie viele Schwangere davon betroffen wären, ist noch nicht geklärt.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Science Media Center Germany
Bildquelle: Fé Ngô, unsplash