Freitag, 9:30 Uhr. Herr Wagner ist auf dem Weg zu seiner Schulklasse, in der ausgelassene Stimmung ist. Die Kinder, 9 und 10 Jahre, sitzen auf ihren Plätzen und unterhalten sich miteinander. Verhaltenes Gelächter ist zu hören.
Später wird Herr Wagner sagen „Es hat mir richtig weh getan, den Kindern das sagen zu müssen“:
In der Klasse angekommen wartet er, bis er die Aufmerksamkeit der Schüler hat, bevor er ganz ruhig zu ihnen spricht. „Kinder, wir haben leider ein Problem. Wir haben einen Corona-Fall in der Klasse. Ihr werdet gleich von euren Eltern abgeholt. Ab jetzt seid Ihr alle zwei Wochen in Quarantäne“.
In der Klasse ist es ruhig geworden. So ruhig, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Ein Mädchen fängt leise an zu weinen, ein Junge schlägt mit der Hand auf den Tisch. „Bumm!“, hallt es in den Raum. Herr Wagner redet ruhig weiter - bestrebt, alle Kinder zu erreichen. Als er geendet hat, packen die Mädchen und Jungen langsam und wie in Trance all ihre Sachen zusammen und verstauen zusätzliche Arbeitsblätter für das Homeschooling in ihren Schulranzen. Die Masken auf den Gesichtern und auf Abstand bedacht verlassen die Kinder nach und nach den Klassenraum, um sich in der großen Aula zu verteilen und dort auf ihre Eltern zu warten.
So und ähnlich läuft es ab. Nicht nur in der Schule. Sondern auch an vielen Arbeitsstellen. Und nun? Das Bewusstsein arbeitet nicht sofort…
Zuhause geht Lisas Mama ans Telefon. Die Notfall-Telefonkette wurde aktiviert: Eine Familie ruft die nächste an, damit alle informiert sind. Nachdem sie ihren Anruf getätigt hat, fährt sie los. Als die Mutter an der Schule eintrifft, steht Herr Wagner in der offenen Tür und ruft Lisa zu, dass ihre Mama zur Abholung da sei. Er verabschiedet seine Schülerin. Stumm geht diese zum Fahrradständer, heute muss das Rad ins Auto.
Lisa ist ein aufgewecktes Mädchen, sehr fröhlich und schon richtig selbständig. Gerne wäre sie wenigstens noch mit dem Fahrrad nachhause gefahren, aber das wurde ihr nicht erlaubt. Ohne ein Wort, ohne Begrüßung steigt sie ins Auto.
Später wird die Nachbarin fragen: „Ist Lisa krank? Sie ging so schleppend, so kenne ich das Kind gar nicht!“
Was passiert mit Lisa und allen anderen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die mit „verordneter Quarantäne“ von jetzt auf sofort aus dem aktiven Leben herausgeworfen werden?
Man kann sicher von einem Schock sprechen oder zumindest über einen schockähnlichen Zustand, in den die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen kurz- oder sogar langfristig versetzt werden. Sie fühlen sich, als seien sie „nicht mehr da“, sie fallen in ein seelisches „Loch“, plötzlich fehlt jeglicher Sinn. Ein unbekannter emotionaler Zustand, der sich wie ein Vakuum anfühlt. Das Problem ist jedoch nicht nur der Schock, sondern auch die fehlende Perspektive. Die 14 Tage erscheinen diesen Menschen wie eine Ewigkeit. Lisas Mutter formuliert es so: „Das Kind verschwindet mir innerlich, sie ist nicht wirklich da – und sie hatte letzte Nacht einen schlimmen Alptraum.“
Die Schilderung basiert auf einem Tatsachenbericht, die Namen wurden geändert.
Nach dem ersten Schock kommen in wenigen Stunden, manchmal jedoch erst nach Tagen, langsam das Gefühl und das Bewusstsein zurück - meist begleitet von Demotivation und Antriebslosigkeit. Erwachsenen Singles in Quarantäne fehlt es an Input von außen, an Nähe, Körperkontakt. Das „Selbstverständliche“ und „Normale“ ist weggebrochen. Häufig ziehen sie sich in die Einsamkeit zurück. Doch warum ist das so? Durch Corona und die Einschränkungen erfahren wir veränderte Bedingungen, an die sich der Körper und die Seele noch nicht gewöhnt haben. Und Quarantäne ist die Steigerung dessen. Kinder können sich kaum orientieren und sogar Jugendliche und Erwachsene verfallen in alte Kindheitsmuster (Regression). Es ist nicht verwunderlich, wenn Kinder/Jugendliche einnässen oder unter Nachtschreck oder Alpträumen leiden. Das sind in dieser Ausnahmezeit verständliche, doch zum Glück meist vorübergehende, Erscheinungen.
Dies sind Tipps der Psychologen für die Zeit der Einschränkungen während Corona:
- Strukturierter, regelmäßiger Tagesablauf / Routine - Planen: Was gibt es zu essen? Was ist zu tun? - Spaziergänge mit einer Person, um sich aussprechen zu können (entfällt bei Quarantäne) - Wem es hilft: aufräumen, aussortieren, renovieren - Kontakt suchen zu Personen, die einem wichtig sind (geht bei Quarantäne nur per Telefon, sms, WhatsApp, Skype) - Sport treiben, möglichst draußen bei Tageslicht (draußen entfällt bei Quarantäne). - Spaziergänge, an die frische Luft gehen (entfällt bei Quarantäne)
Achtsamkeit und Resilienz
Margit M. Schreier, Initiatorin vom NIKU warnt vor Überforderung und zu hohen Erwartungen an sich selbst. Denn nicht jeder Mensch hat ein ausreichendes Maß an Resilienz. Was ist aber mit Menschen, die nicht über diese notwendige psychische Widerstandskraft verfügen? Sie fallen „in ein Loch“ und haben obendrein das Gefühl, versagt zu haben, gepaart mit Schuldgefühlen. Doch „Niemand muss das Gefühl haben, versagt zu haben, denn: Kaum ein Mensch hat sich in Resilienz oder Achtsamkeit geübt! Seien wir doch ehrlich, wie hoch ist der Anteil der Bevölkerung, der jemals ein Seminar zu dieser Thematik in Anspruch nahm? Die wenigsten sind psychisch gut aufgestellt, um solch einen Ausnahmezustand einfach zu bewältigen. Und das betrifft alle sozialen Schichten.“
NIKU Geschichten – oder „Wie erlange ich psychische Widerstandskraft?“
Seit eh und je haben sich Menschen Geschichten erzählt, um an den Ort zu gelangen, nach dem sie Sehnsucht haben – eine kraftvolle Art, um mit sich selbst in Berührung zu kommen.
Eine neue und außergewöhnliche Weise der Geschichtenerzählung sind NIKU-Geschichten. Bei NIKU spielt man selbst die Hauptrolle, taucht emotional in die eigene Geschichte der Kindheit ein, deckt Sehnsüchte auf und verinnerlicht, „wie es hätte sein sollen/können“. Diese inneren Geschichten werden von Bedürfnissen und eigener Fantasie angeregt. So entstehen Selbsterlebnisse und ein inneres psychisches Gerüst, das stärkt und besonders in unsicheren Zeiten Halt gibt. Und genau das wird benötigt, wenn bspw. durch Lockdown oder Quarantäne das Gewohnte, das Alltägliche wegfällt.
-------------------
„Reframing der Kindheit“ von Margit M. Schreier, ist ein Baustein des NIKU-Vorgehens. Ein liebevoll gestaltetes Buch, das dem Leser mit vielen Fragen dazu verhilft, in 14 Tagen ein gesundes Selbstbewusstsein zu erlangen und nachts gut zu schlafen. Die Zeit der Einschränkungen wird so zu einer bereichernden „Zeit für sich selbst“.
Wer sich lieber mit einer App beschäftigt, kann die App NIKU-Inception nutzen. Diese App macht Spaß und gibt die innere Kraft und Motivation zurück. So kann man sogar aus der Quarantäne positiv und gestärkt hervorgehen. Alle Hilfsmittel sind zu finden bei www.niku.de .