Profitieren auch gesunde Männer von einer Bestimmung des PSA-Werts? Laut Gemeinsamem Bundesausschuss steht fest: Nein. Die Begründung im Detail.
Die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) bleibt wie bisher auf die Verlaufskontrolle bei bereits behandelten gesetzlich Versicherten oder zur Abklärung eines auffälligen Tastbefundes der Prostata beschränkt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat sich heute gegen eine Erweiterung der Früherkennung von Prostatakrebs um ein Screening mittels PSA-Wert-Bestimmung entschieden. Zuvor hatte er geprüft, ob der Einsatz auch bei der Untersuchung von gesunden Männern Behandlungsvorteile bei der Prostatakrebstherapie mit sich bringen würde.
Grundlage dafür war ein Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), der das Schadenspotenzial höher gewichtet als den Nutzen. Demnach kommt es beim Einsatz des Screenings in der Früherkennung zu einer hohen Anzahl von falsch-positiven Ergebnissen und zu Überdiagnosen, d. h. es werden Prostatakarzinome entdeckt, die etwa aufgrund eines sehr langsamen Wachstums bei älteren Männern eigentlich nicht hätten behandelt werden müssen. Diese Nutzen-Schaden-Bilanz hat auch dann Bestand, wenn es in einzelnen Fällen Vorteile – frühes Erkennen von bösartigen Tumoren, verzögertes Fortschreiten der Krankheit sowie weniger Todesfälle durch den Krebs – gibt.
Der PSA-Wert ergibt sich aus der Balance, wie viel PSA ins Blut gelangt und wie schnell es abgebaut oder ausgeschieden wird. Von Mann zu Mann kann beides sehr unterschiedlich sein. Einen festgelegten Normalbereich des PSA-Wertes gibt es nicht. Deutsche Fachgesellschaften sehen allerdings in der Regel ab einem Wert von 4 ng/ml einen Klärungsbedarf. In der Regel wird dann eine Biopsie vorgenommen.
Ein erhöhter PSA-Wert kann ein erster Hinweis auf Prostatakrebs sein, er kann aber auch viele andere Ursachen haben: eine Entzündung der Prostata, eine gutartige Vergrößerung der Prostata, eine Harnwegsentzündung. Auch vorangegangener Druck zum Beispiel beim Sport, Geschlechtsverkehr oder durch Untersuchungen können den PSA-Wert erhöhen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch ein normaler PSA-Wert keinen Prostatakrebs ausschließen kann, in seltenen Fällen kann der PSA-Wert trotz Prostatakrebs im normalen Bereich liegen.
Pro Jahr sterben in Deutschland etwa 14.000 Männer an den Folgen eines Prostatakrebses. Gemessen an der Neuerkrankungsrate stellt das Prostatakarzinom in Deutschland mit 23 Prozent aller Krebserkrankungen die häufigste Tumorerkrankung des Mannes dar. Als wichtigster Risikofaktor gilt das Alter. Prostatakrebs tritt überwiegend bei älteren Männern jenseits von 70 Jahren auf, Männer vor dem 45. bis 50. Lebensjahr sind hingegen kaum betroffen. Daher bietet der GKV-Leistungskatalog für Männer ab 45 Jahren einmal pro Jahr eine Früherkennungsuntersuchung an, um eine Krebserkrankung der Prostata und des äußeren Genitals zu vermeiden. Basis dafür ist die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie des G-BA.
Diese Früherkennungsuntersuchung umfasst u. a. eine gezielte Anamnese durch die niedergelassenen Ärzte, die Inspektion der entsprechenden Hautareale, das Abtasten der Prostata vom After aus sowie eine anschließende Beratung zum Untersuchungsbefund. Die Bestimmung des PSA-Werts im Blut ist nicht Bestandteil der gesetzlichen Früherkennung, da die Aussagekraft bei gesunden Männern derzeit als zu unsicher eingestuft wird.
Zur vollständigen Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses kommt ihr hier.
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