Durch das Fortschreiten und die Weiterentwicklung der antiretroviralen Therapie ist HIV immer besser behandelbar, sodass es inzwischen einer chronischen Krankheit gleicht.1 Dies spiegelt sich nicht zuletzt auch in den sinkenden Mortalitätsraten wider.1 Doch durch die gesteigerte Lebenserwartung sind auch HIV-positive Patient*innen zunehmend mit Krankheiten wie koronarer Herzkrankheit und nichtalkoholischer Steatohepatitis konfrontiert.1-3 Damit steigt auch der Bedarf an Organtransplantationen. Bei HIV-positiven Patient*innen mit Nieren- oder Lebererkrankungen im Endstadium sind diese bereits etabliert und auch Pankreas-, Herz- und Lungentransplantationen scheinen durchführbar.4 Doch dabei gilt es einige Aspekte zu beachten.
Obwohl die antiretrovirale Therapie immer weiter optimiert und die HIV-assoziierte Nephropathie immer seltener wird, bleiben andere Ursachen, die zum Nierenversagen führen können, wie Diabetes mellitus und Hypertension, hochrelevant.5 Auch bestimmten antiretroviralen Therapien kommt hinsichtlich der Nephrotoxizität sowie metabolischer Komplikationen eine entscheidende Bedeutung zu.6-9 Nierentransplantationen bieten hier einen eindeutigen Überlebensvorteil gegenüber der Nierenersatztherapie.10-12 Ähnliches gilt für Lebertransplantationen, wobei hier das Resultat stark vom Transplantationsgrund abhängt.13,14 Was Transplantationen von Pankreas, Herz und Lunge angeht, gibt es bislang nur wenige Daten, welche jedoch auch hier auf eine generelle Durchführbarkeit hindeuten.13
Prinzipiell sollten HIV-positive Patient*innen mit Endorganschäden immer an spezialisierten Zentren behandelt werden.13 Um für eine Transplantation in Frage zu kommen, gibt es verschiedene Voraussetzungen: Die Viruslast muss nicht-detektierbar sein, Patient*innen müssen ihre antiretroviralen Therapie einhalten, es dürfen keine opportunistischen Infektionen oder maligne Erkrankungen vorliegen und es muss die Möglichkeit zur engmaschigen postoperativen Überwachung und Kontrolle bestehen.15
Auch eine Hepatitis-C-Coinfektion stellt aufgrund guter Behandlungsmöglichkeiten keinen Ausschlussgrund für eine Transplantation mehr dar.13 Was die anschließende immunsuppressive Therapie betrifft, gibt es keine grundlegende Empfehlung, denn diese sollte immer individuell angepasst auf das transplantierte Organ, das immunologische Risiko sowie die Nieren- und Leberfunktion und die bestehende antiretrovirale Therapie erfolgen.13
Eine entscheidende Bedeutung kommt dabei auch den niedergelassenen Ärzten zu. Sowohl prä- als auch postoperativ gilt es, die HIV Infektion sowie potentielle opportunistische Infektionen im Blick zu behalten.13 Zudem muss präoperativ die Toxizität der HIV Therapie möglichst verringert werden.13 Postoperativ müssen mögliche Transplantatabstoßungen frühzeitig erkannt werden.13 Zudem ist es wichtig, mögliche Medikamenteninteraktionen auszuschließen13 und auch die Nierenfunktion zu beachten, da diese Dosisanpassungen der Medikamente erforderlich machen kann.13 Eine niedrigschwellige Kommunikation zwischen niedergelassenen Ärzten und Transplantationszentren ist bei der Patientenbetreuung dabei unabdingbar.13
Durch die Entwicklungen sowohl in der Transplantationsmedizin als auch der Behandlung von HIV wurde ebenfalls der Weg für Transplantationen zwischen sowohl HIV-positiven Spendern als auch Empfängern geebnet.13 Nichtsdestotrotz ist eine der maßgeblichen Bedenken dabei die Superinfektion des Empfängers mit dem HIV-Stamm des Spenders und einer damit verbundenen antiviralen Resistenz.16 In den USA gibt es bereits klinische Studien von HIV-zu-HIV Nieren- und Lebertransplantationen.13 Vorläufige Daten deuten bereits auf gute Überlebenschancen sowohl der Patienten als auch der transplantierten Organe hin.17
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