Anhand von Stichproben wollten Wissenschaftler herausfinden, wie viele der Österreicher bereits Antikörper gegen SARS-CoV-2 haben.
In Österreich wurden jetzt die Ergebnisse einer bundesweiten Prävalenzstudie zur Infektion mit SARS-CoV-2 veröffentlicht. Im Rahmen der Studie wurde zwischen dem 12. und dem 14. November 2020 bei insgesamt 2.229 Personen Blut abgenommen. Das Ergebnis: Bei 92 Proben wurden neutralisierende Antikörper gegen das Coronavirus nachgewiesen.
Nach aktuellem Kennnisstand kann davon ausgegangen werden, dass virusspezifische Antikörper etwa drei Wochen nach einer erfolgten Infektion verlässlich nachgewiesen werden können. Deshalb spiegelt der Testzeitraum von 12. bis 14. November die Infektionssituation in Österreich bis Mitte/Ende Oktober wider. Bei wie vielen der negativ getesteten Personen eine Infektion schon zu lange her war, um noch Antikörper nachweisen zu können, ist unklar.
Eine Hochrechnung der Stichprobendaten ergab, dass rund 4,7 % der in Privathaushalten lebenden Bevölkerung ab 16 Jahren bis zum Testzeitraum über Antikörper verfügten und somit eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten.
Ein Abgleich mit den Daten des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) zeigt, dass rund 61 % der Fälle behördlich unentdeckt blieben. Auffällt, dass besonders in dieser Gruppe der Anteil an symptomarmen bzw. -losen Personen hoch ist (26 von 57 Personen berichten zwischen Mitte Februar und Ende Oktober von keinem oder nur einem Symptom). Dementsprechend gingen auch vor dem Nachweis von Antikörpern ein großer Teil dieser Personen nicht davon aus, infiziert gewesen zu sein (44 von 57 Personen schätzten diese Möglichkeit als zumindest gering ein).
Die Projektleiter der Medizinischen Universität Wien, Robert Strassl und Lukas Weseslindtner, sehen in ihren Ergebnissen ein deutliches Argument für eine baldige Impfung der Bevölkerung: „Die insgesamt niedrige Prävalenz von neutralisierenden Antikörpern unterstreicht, wie lange es bei der notwendigen Verlangsamung der Virusausbreitung und ohne Impfung dauern würde, bis es in der österreichischen Bevölkerung zum Zustand der sogenannten Herdenimmunität kommen würde“.
Bildquelle: Nastya Kvokka/Unsplash