Münchner Forscher haben ein Enzym identifiziert, das für Reparaturen im Erbgut erforderlich ist. Entfernt man dieses Enzym, gehen Zellen mit DNA-Schäden zugrunde – eine mögliche Strategie, um die Erkrankung zu behandeln.
Mechanismen, um DNA-Schäden zu reparieren, sind für den menschlichen Körper lebensnotwendig. Geht es darum, Krebs mit Arzneimitteln zu behandeln, stören sie jedoch. Denn Ärzte wollen im Zuge einer Therapie Zellen eliminieren, deren Erbgut sich stark verändert. Schon lange suchen Forscher deshalb nach molekularen Achillesfersen in diesen Zellen mit defekten DNA Reparaturwegen – und wurden fündig.
Zu den möglichen Zielen von Arzneistoffen gehören sogenannte Poly(ADP-Ribose)-Polymerasen, kurz PARP. Es gibt 18 Vertreter. „PARP1 und PARP2 sind DNA-Reparaturenzyme, deren Wirkung seit mehr als 50 Jahren bekannt ist“, sagt Professor Andreas Ladurner, Inhaber des Lehrstuhls für Physiologische Chemie am Biomedizinischen Centrum München der LMU. „Seit 2005 werden PARP auch als Zielstrukturen in der Krebsforschung besonders intensiv untersucht.“
Zum Hintergrund: Bei manchen Frauen mit Brustkrebs oder Eierstockkrebs liegen Veränderungen in den Genen BRCA1 oder BRCA2 vor. BRCA ist normalerweise für die Reparatur bestimmter Brüche in der DNA zuständig. Funktionieren in Krebszellen diese Mechanismen nicht mehr, bleiben als letzter Ausweg nur noch PARP-Enzyme. Das ist die Achillesferse dieser Tumore. Hemmt man diese mit Arzneistoffen, gehen Zellen zugrunde.
Solche Medikamente sind zwar effektiv, haben aber Nebenwirkungen, weil sie mitunter auch weitere PARP-Enzyme inaktivieren. Geschwächte Patientinnen vertragen die Behandlungen nicht immer.
Genau hier setzt das Team um Ladurner an, indem es sich auf die Suche nach alternativen Achillesfersen gemacht hat. Die zentralen Fragen: Welche Faktoren sind außer PARP erforderlich, damit DNA-Schäden repariert werden? Und eignen sie sich als Zielstruktur für Therapien?
„PARP1 oder PARP2 sind wie ein Notruf; sie erzeugen ein chemisches Signal, führen selbst aber noch keine Reparatur durch“, berichtet Ladurner. „Hier kommt ein weiteres Enzym, ALC1 genannt, ins Spiel.“ Um diese Vermutung zu prüfen, stellten die Forscher mit genetischen Methoden Zellen ohne funktionsfähiges ALC1 her. In dieser speziellen Situation konnten sich PARP-Enzyme nicht mehr vom Ort der DNA-Reparatur ablösen.
„Interessanterweise ist dieser Effekt mit der bekannten Hemmung von PARP durch Arzneistoffe vergleichbar“, so Ladurner. Man schaltet aber nicht PARP1 oder PARP2 selbst aus, wie das zugelassene Arzneistoffe machen. Vielmehr wird die molekulare Maschine ALC1 lahmgelegt: ein bislang unbekannter Ansatz. Ohne funktionsfähige Reparatur kommt es auch hier zum Tod von Krebszellen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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