Dass der Verlauf von COVID-19 sich auch hinziehen kann, haben einige Patienten bereits berichtet. Jetzt liegen erste Daten dazu vor.
Die ersten Studien zu Langzeitfolgen von COVID-19 liegen vor. In einer aktuellen Veröffentlichung aus der Schweiz stellen die Autoren fest, dass rund ein Drittel der ambulant versorgten Patienten mit langanhaltenden Symptomen zu kämpfen hat. Die Forscher bezeichnen diesen Effekt als Long COVID.
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler eine Kohorte in Genf. Von den insgesamt 30.557 Personen, die während der Studienperiode zwischen März und Mai getestet wurden, waren 5.534 positiv (ca. 18 %). Von ihnen wurden 1.229 (ca. 22 %) hospitalisiert, 669 beteiligten sich an der Studie und wurden ambulant versorgt.
Dazu wurden sie 10 Tage lang alle 48 Stunden angerufen und konnten im Rahmen einer standardisierten Befragung Angaben zu Symptomen machen. Verschlechterten sich diese Symptome, wurde das Anrufintervall auf 24 Stunden verkürzt. Zusätzlich wurden alle Patienten 30–45 Tage nach der Diagnose erneut angerufen.
Das mittlere Alter der Probanden betrug 42,8 Jahre, 60 % waren Frauen. 24,6 % arbeiteten im Gesundheitswesen, der Großteil (ca. 69 %) hatte keine Vor- und/oder Grunderkrankungen. Im Studienverlauf mussten 40 Teilnehmer hospitalisiert werden; ihre Daten sollen nachträglich ausgewertet werden. Die Betroffenen waren signifikant älter, über die Hälfte war männlichen Geschlechts und von Vor-/Grunderkrankungen betroffen.
Die Ergebnisse der Genfer Forscher zeigen: Husten und Verlust von Geruchs- und/oder Geschmackssinn waren die häufigsten Symptome während der frühen Befragungszeit. Bei der finalen Befragung zwischen Tag 30 und 45 nach Diagnosestellung berichteten über 30 % der Probanden weiterhin, an einem oder mehr der typischen Coronasymptome zu leiden. Fatigue, Dyspnoe und der Verlust von Geruchs- und/oder Geschmackssinn waren dabei die häufigsten persistierenden Symptome (siehe Grafik).
Bildquelle: Mayssam Nehme et al., Annals of Internal Medicine
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass mit Spätfolgen von COVID-19 zu rechnen ist. Das decke sich mit einer weiteren aktuellen Studie, in der 274 Probanden ebenfalls von persistierenden Symptomen auch noch 14–21 Tage nach der Diagnose berichten.
Die Genfer Wissenschaftler räumen zwar ein, dass ihre Studie einige Einschränkungen aufweist, darunter fehlende Daten und ein Bias bei der Selbsteinschätzung der Probanden. Dennoch sei die Zahl der Patienten, die Long COVID erlebe, ernstzunehmen. Zudem könne die Aufklärung über die Möglichkeit einer längeren Erkrankung die Betreuung von Patienten und Kommunikation mit Betroffenen erleichtern.
Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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