Das Bremer Modell hätte den Apotheken eine Warnung sein sollen. Jetzt geht die Verteilung kostenloser FFP2-Masken in die nächste Runde – deutschlandweit. Aber im Chaos versteckt sich auch eine Chance.
Es ist ja nicht so, als wären wir nicht durch das Bremer Vorbild gewarnt gewesen. Und trotzdem wird die Planung der Bundesregierung für die Verteilung der kostenlosen Masken an Senioren und Risikopatienten keinen Deut besser. Immerhin – die Apotheken werden dafür entlohnt. Die Art und Weise, wie die Vergütung erfolgen soll, ist jedoch verbesserungswürdig, denn sie kommt einem Schildbürgerstreich gleich.
Viele Apotheken sind bereits einige Tage, bevor es jetzt losging, im Masken-Chaos versunken. Denn die Medien verbreiten seit dem 09. Dezember vor allem die Information, dass ab Mitte Dezember die Verteilung der Masken über die Apotheken startet. Dass der genaue Zeitpunkt dafür damals eigentlich noch gar nicht feststand, ist offenbar untergegangen, denn es handelte sich ja erst einmal nur um einen Referentenentwurf, also schlicht eine Idee von Herrn Spahn.
Der hat übrigens die Aufklärung darüber während seiner Pressekonferenz ebenfalls unterlassen und es zu allem Überfluss auch noch vergessen, ein konkretes Datum zu benennen. Die Folge ist, dass sich seit dem 10. Dezember die Nachfragen in den Apotheken vor Ort häufen, auch bei uns.
All diese Sätze – und noch mehr – werden wir jetzt täglich bis ins neue Jahr hinein hundertfach hören und beantworten.
Nachdem die Verantwortlichen des NNF und der ABDA von Herrn Spahns Plänen kalt erwischt wurden, steht jetzt immerhin die Finanzierung. Im Groben wird es so sein, dass die Apotheker über den Nacht- und Notdienstfonds insgesamt 491,4 Millionen Euro dafür vergütet bekommen, dass sie drei Masken an jeden bezugsberechtigten Patienten verteilen. Die Verteilung dieses Betrags orientiert sich an den Rx-Packungszahlen des dritten Quartals in den Apotheken.
Nur: Wie rechnet das jede Apotheke für sich aus? Wer nun freigiebig Masken verteilt, könnte da schnell in Schwierigkeiten kommen und so einige Apotheker haben sich bereits die Köpfe heißgerechnet. Auf der Website des Deutschen Apothekerverbandes heißt es dazu:
Dem NNF wurden am 09.12.2020 die Inhalte der Rechtsverordnung bekannt gegeben. Derzeit erfolgt die Ermittlung der für den Dezember 2020 anspruchsberechtigten Apotheken und deren Gesamtpackungszahlen, um den Verteilungsschlüssel zu berechnen.
Nach derzeitiger Datenanalyse kann mit einem Circa-Wert für den Verteilungsschlüssel von 2,50 EUR pro Packung gerechnet werden. Dabei bitten wir Sie zu beachten, dass dieser Wert nur vorläufig ist und von der Gesamtpauschale Ihrer jeweiligen Apothekenbetriebsstätte vom NNF eine Verwaltungsgebühr aufgrund der Umsetzung der Coronavirus-Schutzmaskenverordnung in Abzug gebracht wird.
Damit könnten Sie für Ihre Apotheke die erforderlichen Bestellvorgänge wie folgt kalkulieren: 2,50 EUR multipliziert mit der Gesamtpackungszahl aus dem Verpflichtungsbescheid des 3. Quartals 2020 vom 13.11.2020.
Dieses Ergebnis teilt er dann am Besten durch 6 (denn ab Januar soll ja jede Maske mit 6 Euro vergütet werden), und erhält dann die Anzahl der Masken die er verteilen kann. Dann nochmals durch drei (denn drei Masken soll jeder Kunde erhalten) und hat dann die Anzahl der Kunden errechnet, die er im Dezember glücklich machen darf.
Für die Apotheken gibt es also jetzt vorwiegend folgende Probleme zu lösen:
Die Planung der Aktion kommt einem Schildbürgerstreich gleich. Unklare Aussagen, keine Regelung, um Mehrfachabholer zu bremsen und im Grunde kann sich jeder etwas mitnehmen, der glaubhaft versichert, zu einer Risikogruppe zu gehören. All das verbunden mit Ansammlungen vieler alter und kranker Leute, teilweise in Hotspots. Lange war weder ein Stichtag bekannt, noch die Vergütung endgültig und sicher geklärt, niemand wusste, ob etwas dokumentiert werden muss und wir sind eigentlich jetzt schon am Limit. Manche Apotheker haben schon vorher, noch vor dem offiziellen Beginn der Aktion – und sehr zum Unmut ihrer ortsansässigen Kollegen – mit der Verteilung begonnen. Hier ist wieder einmal der Apotheker der schlimmste Feind des Apothekers.
Ein Gutes hat es immerhin in meinen Augen: Wir holen einmal alle potentiellen Apothekenkunden wieder zu uns zurück. Auch all diejenigen, die bisher ihre Medikamente über den Versand bezogen haben, kommen wieder zu uns. Wir haben diese eine Chance, ihnen zu zeigen, wie wichtig die Apotheke vor Ort für den Erhalt der Gesundheit der Bevölkerung ist. Nutzen wir sie! Lassen wir das Jammern sein, krempeln die Ärmel hoch und rocken das Ding.
Allen Apothekenmitarbeitern wünsche ich an dieser Stelle gute Nerven und ein Lächeln hinter der Maske. Lasst euch nicht als Maskenpolizei missbrauchen. Es wird mit Sicherheit mehr Kunden geben, die unsere Arbeit zu schätzen wissen, als Mehrfachansteller und Querulanten.
Bildquelle: Huzeyfe Turan, Unsplash