„Reisen geht nicht, beruflich kann ich auch nicht durchstarten. Die Pandemie ist die beste Zeit für eine Babypause“ oder „Finanzen, Ansteckung, Sorgen. Das ist mir alles zu unsicher für ein Baby“ – beides höre ich als Gynäkologin oft.
Als im Frühjahr immer klarer wurde, dass wir uns mitten in einer Pandemie befanden, diskutierten wir privat und beruflich, ob der Lockdown womöglich zu einem Babyboom führen würde. Wir rechneten schon ein wenig mit überlasteten Sprechstunden und vollen Kreißsälen. Auch gab es bereits Überlegungen, wie wir damit in Praxis und Klinik umgehen würden, besonders um ein Infektionsrisiko möglichst auszuschließen. Angaben über Auswirkungen von COVID-19 auf Schwangerschaft und Geburt waren damals kaum vorhanden. Mittlerweile hat die CRONOS-Studie für mehr Information gesorgt.
In den ersten Monaten der Pandemie konnten wir in Patientengesprächen bei einigen Patientinnen eine eher vorsichtige Einstellung beobachten. So sagte eine Frau: „Eigentlich wollten wir in diesem Jahr unser zweites Kind planen. Nun kam Corona dazwischen. Da noch so unsicher ist, ob eine Infektion in der Schwangerschaft dem Kind schadet, wollen wir erst einmal abwarten. Ob der Abstand zwischen den Kindern zwei oder drei Jahre beträgt, spielt keine Rolle.“
Es gab aber genauso andere Aussagen wie: „Im Moment geht sowieso nichts voran und wir sind viel zu Hause. Beruflich kann ich nicht durchstarten, Reisen geht nicht und irgendwie ist alles rund um Familie wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Wenn Babypause, dann jetzt.“
Auch wenn sich der Trend des Geburtenrückgangs von 2019 auch in den ersten drei Quartalen von 2020 zeigt, merken wir ansonsten kaum Veränderungen im Praxisalltag. Weder die Anzahl an geplanten Schwangerschaften, noch an Schwangerschaftskonflikten scheint sich duch Corona wesentlich verändert zu haben. Auch kam es bisher bei uns nicht zu mehr Teenagerschwangerschaften oder vermehrten Schwangerschaftsabbrüchen als vor der Pandemie.
In der benachbarten Klinik wurden ähnliche Beobachtungen gemacht.
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