Baumpilze produzieren Moleküle, die auf andere Pilz-Arten hemmend wirken. Forscher haben jetzt besonderes Interesse an einem dieser Hemmstoffe und wollen ihn in Zukunft für medizinische Zwecke einsetzen.
Fistulina hepatica, auf Deutsch besser bekannt als Eichen-Leberreischling oder Ochsenzunge, im Englischen Beefsteak Fungus, gehört zu den Baumpilzen. Der Fruchtkörper des vorwiegend an Eichen lebenden Pilzes erinnert durch seine Maserung an rohes Fleisch und ist essbar.
Ein Forschungsteam unter Beteiligung von Prof. Michael Feldbrügge vom Institut für Mikrobiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) interessierte sich aber nicht für die kulinarischen Qualitäten des Beefsteak-Pilzes, sondern für seine biochemische Ausstattung. Sie identifizierten in ihm das zu den Polyynen gehörende neue Biomolekül Feldin, das auf die Familie der Ascomyzeten-Pilze inhibierende Wirkung zeigt.
Dies ist auch medizinisch interessant, weil zu der Pilzfamilie humanpathogene Pilze wie Candida albicans gehören, die beim Menschen Mykosen auslösen können, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Besonders gefährdet sind hierbei immungeschwächte Patienten. „Der Beefsteak-Pilz hat eine scharfe Waffe gegen andere Pilze, die sich vielleicht auch der Mensch zunutze machen kann“, so Junho Lee, Erstautor der Studie und Doktorand an der HHU.
Denn Feldin kann möglicherweise zu einem bei Menschen einsetzbaren Wirkstoff gegen Befall mit Candida albicans weiterentwickelt werden. Doch wie kann der Stoff produziert werden? „Uns überraschte, dass der Pilz Ustilago maydis, der die Pflanzenkrankheit ‚Maisbeulenbrand‘ auslöst und der in Düsseldorf intensiv beforscht wird, gegen Feldin unempfindlich ist“, so Feldbrügge. Das eröffnet die Möglichkeit, Ustilago maydis so zu verändern, dass er als Fabrik für Feldin benutzt werden kann. Folglich würde der Stoff biotechnologisch produziert werden.
Die Originalpublikation könnt ihr hier einsehen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
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