Ein KI-Tool als OP-Kollege? Daran arbeiten jetzt Experten in Dresden. Die App soll unter anderem Risiken anhand von Daten zu Vorerkrankungen und weiteren Parametern einschätzen können.
Im Rahmen des Projekts SurgOmics sollen Computer lernen, lebensbedrohliche Komplikationen bei der operativen Behandlung von Tumoren vorherzusehen. Forscher aus Dresden und Heidelberg entwickeln hierfür eine spezielle Methode der Künstlichen Intelligenz (KI). In Form einer App soll diese künftig vor möglichen Komplikationen warnen, damit das medizinische Personal rechtzeitig eingreifen kann.
KI-Methoden befähigen Computer ähnlich wie Menschen, anhand von Beispielen zu lernen. Das Gelernte wird dann in Form von mathematischen Modellen abgespeichert. Im vorliegenden Fall fungieren zahlreiche Daten als Beispiele, die vor, während und nach einer Krebs-Operation erhoben werden.
„Unser Fokus liegt zunächst auf minimalinvasiven Tumoroperationen im Bauchraum, um diese schonenden Operationsverfahren für Patienten noch sicherer zu machen. Eine unserer größten Herausforderungen ist es, ausreichend viele geeignete Patientendaten zu erhalten, mit denen wir unsere Modelle trainieren können. Deshalb sind wir sehr froh, das Projekt standortübergreifend in Dresden und Heidelberg vorantreiben zu können“, sagt Prof. Stefanie Speidel, Projektkoordinatorin und Leiterin der Abteilung „Translationale Chirurgische Onkologie“ am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC).
Zu den Informationen, mit denen die mathematischen Modelle zu Trainingszwecken gefüttert werden, zählen präoperative Computertomographie-Bilder, Informationen zu Vorerkrankungen des Patienten, während der Operation aufgenommene Videobilder aus dem Bauchraum oder Angaben zu aufgetretenen Komplikationen. Aus diesen und weiteren Daten sollen Computer beispielsweise berechnen, wie hoch das Komplikations-Risiko während einer Operation ist. „Ein großes Problem sind aber gerade auch Komplikationen, die in den Tagen nach einer Operation auftreten können. Wenn etwa nach einem Eingriff am Darm Nähte undicht werden und Darminhalt in die Bauchhöhle austritt, kann dies schnell lebensbedrohlich werden“, erklärt Prof. Marius Distler, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Dresden.
Die angestrebte KI-Methode soll Ärzte und Pflegekräfte daher künftig über die entsprechende App in allen Phasen der Behandlung in Echtzeit alarmieren, wenn Komplikationen zu befürchten sind. Ihre KI-Methode entwickeln die Wissenschaftler bewusst so, dass die für das Training notwendigen Informationen datenschutzkonform in den jeweiligen Kliniken verbleiben. Nur die trainierten mathematischen Modelle gehen anschließend wieder an die Wissenschaftler zurück.
Zur vollständigen Pressemitteilung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden geht es hier.
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