Ein zweijähriges Mädchen hat Bauchschmerzen und erbricht immer wieder nach dem Essen. Aufgrund der Laborwerte vermuten die Ärzte einen Harnwegsinfekt - doch seltsamerweise ist kein Erreger nachweisbar.
Ein zwei Jahre altes Mädchen wird wegen postprandialen Erbrechens beim Hausarzt vorstellig. Da sie weder Diarrhö, noch Obstipation oder andere Symptome hat, diagnostiziert er eine akute Gastroenteritis. Doch seltsamerweise verschwinden die Beschwerden nicht. Daher überweist er nach drei Tagen das Mädchen zur weiteren Abklärung in ein Krankenhaus.
Sie hat mittlerweile zudem Bauchschmerzen, was sich auch darin widerspiegelt, dass sie leicht nach vorne gebeugt geht. Die axillär gemessene Körpertemperatur beträgt 36,2 °C, der Puls 97bpm und der Blutdruck liegt bei 96/70mmHg. Bei einer Sauerstoffsättigung von 100% gibt es keinen Hinweis auf eine respiratorische Erkrankung. Auch die restliche kardiovaskuläre und respiratorische Untersuchung sind unauffällig. Bei der Palpation des Abdomens zeigt sich eine Abwehrspannung - hauptsächlich im Bereich der Unterleibs gleichmäßig auf beiden Seiten. Doch Hinweise auf eine Appendizitis gibt es nicht.
Die Blutuntersuchung ergibt eine erhöhte Anzahl weißer Blutzellen mit 53% Lymphozyten und 45% Leukozyten. Zudem ist der CRP-Wert mit 42,6mg/L stark erhöht. In einer Urinprobe sind außerdem weiße und rote Blutzellen sowie Spuren von Proteinen mit signifikanten Mengen von Ketonkörpern nachweisbar. Daher diagnostizieren die Ärzte vorläufig einen Harnwegsinfekt und behandeln die Patientin mit einer entsprechenden Antibiose. Doch in einer Urinkultur lässt sich kein Erreger nachweisen.
Die Ärzte entscheiden sich, zusätzlich noch einen Ultraschall von Abdomen und Becken durchzuführen. Dabei entdecken sie eine hyperechogene Masse im rechtsseitigen Douglas-Raum, die etwa 5x2,5x3 Zentimeter groß ist. Handelt es sich hierbei möglicherweise um eine Ovarialzyste?
Eine MRT-Aufnahme des Abdomens offenbart dann das ganze Ausmaß: Das rechte Ovar ist stark vergrößert und es zeigen sich multiple Einblutungen in verschiedenen Stadien mit vergrößerten Follikeln.
Schnell ist klar: Es handelt sich nicht um eine Zyste sondern um eine Ovarialtorsion. Sofort führen die Ärzte eine explorative Laparoskopie durch. Dabei sehen sie, dass das verdrehte rechte Ovar gangränös ist, weshalb sie sich für eine Ovarektomie entscheiden. Nach dem Eingriff erholt sich die junge Patientin komplikationslos.
Text- und Bildquelle: De Silva et al. / Journal of Medical Case Reports