Ein 71-Jähriger ist immer wieder wegen eines Sigmakarzinoms in Behandlung. Doch bei einer erneuten Laparotomie treffen die Ärzte auf einen alten Bekannten.
Bei einem 71-jährigen Mann wurde bereits vor einiger Zeit eine rechtsseitige Hemikolektomie wegen eines Adenokarzinoms des Dickdarms durchgeführt. Bei einer Darmspiegelung wurde später erneut Krebs im Sigmoid festgestellt, weshalb er wieder operiert wurde. Doch unmittelbar danach zeigte sich eine Anastomoseninsuffizienz. Daher führten die Ärzte am 5. postoperativen Tag eine erneute Laparotomie zur Revision der Anastomose durch.
Doch damit nicht genug. In den kommenden Tagen bildete sich zusätzlich eine enterokutane Fistel, welche eine Wunddehiszenz verursachte. Die Ärzte entschieden sich, die Fistel konservativ und nicht operativ zu versorgen, weshalb die Heilung etwa 10 Monate dauerte. Danach erfolgte eine Bauchdeckenrekonstruktion, bei der ein Netz eingesetzt wurde. Von da an ist der Patient fünf Jahre lang beschwerdefrei - bis heute.
In einer Kontrollkoloskopie zeigt sich erneut ein Sigmakarzinom, welches auch histologisch bestätigt wird. Daher wird für den Patienten erneut eine Laparotomie mit subtotaler Kolektomie und ileorektaler Anastomose geplant. Doch während der Operation stellen die Ärzte fest, dass einige Darmschlingen sehr eng an der vorderen Bauchdecke anliegen. Zudem tasten die Ärzte eine harte, längliche Masse innerhalb des proximalen Ileums. Sie lösen die Darmschlingen vorsichtig von der Bauchdecke ab und und führen anschließend eine Enterotomie durch, um herauszufinden, worum es sich bei der Masse handelt.
Als sie das Ileum eröffnet haben, staunen die Ärzte nicht schlecht, denn sie erblicken einen "alten Bekannten". Vor ihnen liegt das Netz, das sie vor über fünf Jahren in die Bauchdecke eingesetzt haben und vieles deutet darauf hin, dass es nicht erst seit gestern ins Ileum gewandert ist.
Doch interessanterweise hatte es keinerlei Symptome verursacht. Hinweise auf einen Abszess, eine Fistel- oder Sinusbildung gibt es jedoch nicht. Die Ärzte entfernen das Netz wieder und schließen das Ileum über eine side-to-side Klammeranastomose. Anschließend können sie erfolgreich die Kolektomie durchführen.
Text- und Bildquelle: Chandrasinghe et al. / Journal of Medical Case Reports