Bisher dürfen Coronatests aller Art nur von medizinischem Personal gemacht werden. Für Schulen will Jens Spahn jetzt eine Ausnahme machen.
Schon morgen (04.12.) soll eine neue Verordnung in Kraft treten, die es unter bestimmten Bedingungen auch Laien ermöglicht, sich selbst per Antigen-Schnelltest auf SARS-CoV-2 zu testen. Die Rede ist von Schnelltests an Schulen.
Bisher ist die Durchführung und Interpretation dieser Tests dank Infektionsschutzgesetz nur medizinisch geschultem Personal erlaubt. Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte jetzt Pressevertretern, dass sich Lehrer und Erzieher aber nach einer Schulung ab nächster Woche selbst regelmäßig testen dürfen sollen. „Kitas und Schulen beziehungsweise ihre Träger können von Freitag an eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen“.
Die neue Verordnung soll ermöglichen, dass Pädagogen nach einer vorherigen Schulung selbst testen dürfen. Außerdem sollen auch die Schulträger mit geschultem Personal Tests vor Ort durchführen dürfen. Spahn erhofft sich durch die neue Regelung, dass in Zukunft vermieden werden kann, ganze Klassen über längere Zeit vorsorglich in häusliche Quarantäne zu schicken. „Das ist eine weitere alltagstaugliche Option, um Kindern auch in Pandemiezeiten den Kita- oder Schulbesuch zu ermöglichen“, so die Argumentation.
Seit Beginn der Pandemie habe das Robert-Koch-Institut 636 Corona-Ausbrüche in deutschen Schulen gemeldet bekommen. In den letzten vier Wochen gab es demnach rund 64 Ausbrüche pro Woche.
Um die Effektivität des Einsatzes von Selbsttests in Schulen zu erforschen, läuft bereits seit Mitte September in Hessen die „SAFE SCHOOL Studie“. Die teilnehmenden 1.000 Lehrerinnen und Lehrer sollen sich regelmäßig testen, dadurch sollen Ausbrüche früh erkannt und eingedämmt werden.
Welche Tests bei einer bundesweiten Anwendung genau zum Einsatz kommen sollen, ist noch nicht bekannt. Unterschiede gibt es bei den erhältlichen Schnelltests unter anderem bei der Art der Probenentnahme. So werden bei manchen Herstellern tiefe Nasen-Rachen-Abtriche benötigt, bei anderen nur Rachen-Abstriche oder Rachen-Spülwasser (durch eine Gurgellösung).
Ob es vorgesehen ist, dass geschulte Laien tiefe Nasen-Rachen-Abstriche bei sich selbst oder Schülern nehmen sollen, darüber gibt es noch keine Äußerungen von offizieller Seite. Da auch die Hemmschwelle für eine „tiefe“ Probenentnahme größer sein dürfte, könnte sich auch die Akzeptanz der jeweiligen Tests hierdurch deutlich unterscheiden.
Dass aber auch Abstriche der vorderen Nasenhöhle – durchgeführt von den Probanden selbst – durchaus valide Testergebnisse liefern können, zeigt eine Studie der Berliner Charité in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Heidelberg. So lag hier bei Probanden mit hoher Viruslast die Sensitivität der Nasenabstriche bei 96 Prozent im vergleich zum tiefen Nasenrachenabstrich mit 100 Prozent. Solche Tests, für die auch ein einfach durchführbarer, vorderer Nasenabstrich ausreicht, haben also in Vergleichsstudien mit anderen Schnelltests gute Ergebnisse geliefert. Ein Markteintritt in Deutschland ist bei den ersten Herstellern schon in Kürze geplant.
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