Pseudomonas aeruginosa gehört zu den in Deutschland am häufigsten auftretenden Krankenhauskeimen. Mit der Pathoblocker-Strategie gibt es nun einen vielversprechenden neuen Behandlungsansatz.
Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa ist ein Krankenhauskeim, der durch seinen Stoffwechsel und die Struktur seiner Zellmembran gleich gegen mehrere Antibiotika Resistenzen aufweist. Mit rund zehn Prozent aller Krankenhausinfektionen gehört P. aeruginosa zu den in Deutschland am häufigsten auftretenden multiresistenten Keimen. Im Kampf gegen diesen Erreger ist dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) jetzt ein Erfolg gelungen. Prof. Anna Hirsch hat einen Forschungsansatz zur Behandlung von Infektionen mit P. aeruginosa entwickelt.
Patienten mit der Erbkrankheit Mukoviszidose leiden unter starkem Husten und Sauerstoffmangel. In ihrer Lunge sammelt sich zähflüssiger Schleim, der es Erregern wie P. aeruginosa ermöglicht, sich einzunisten und dort zu vermehren. Die Folge sind wiederkehrende Entzündungen, welche langfristig zum Abbau von Lungengewebe führen. Besonders problematisch wird es, wenn die krankmachenden Bakterien gegen die verwendeten Antibiotika resistent werden und damit nicht weiter bekämpft werden können.
An diesem Punkt kommt die Forschung von Hirsch ins Spiel. Sie und ihr Team deckten auf, wie antimikrobielle Substanzen wirken, und nutzen dieses Wissen, um neue Wirkstoffe zu entwerfen. Der Ansatz, den Hirsch hierbei verfolgt, ist unkonventionell: Im Gegensatz zu gewöhnlichen Antibiotika sollen die von ihr entworfenen Wirkstoffe den Erreger nicht abtöten, sondern lediglich seine krankmachenden Eigenschaften unterdrücken. Die Bakterien dürfen also weiterleben, werden aber entwaffnet.
Der Vorteil dieser sogenannten Pathoblocker-Strategie: Die behandelten Bakterien bilden deutlich langsamer Resistenzen aus als bei der Anwendung von Antibiotika. Hirsch und ihr Team hoffen, dass durch ihren Ansatz die Lebenserwartung und die Lebensqualität von mit P. aeruginosa infizierten Mukoviszidose-Patienten deutlich verbessert werden kann.
Prof. Rolf Müller, geschäftsführender Direktor des HIPS, hält den Pathoblocker-Ansatz für eine zukunftsweisende Technologie für die Entwicklung neuer Antiinfektiva: „Die Ausbildung von Antibiotikaresistenzen ist keine Frage des ‚ob‘, sondern eine Frage des ‚wann‘. Wenn wir die Erreger allerdings nur unschädlich machen, anstatt sie zu töten, besteht kein Selektionsdruck und Resistenzen entstehen aller Wahrscheinlichkeit nach viel langsamer. Pathoblocker bieten uns damit also die Möglichkeit, im Wettrüsten mit den Pathogenen einen wichtigen Schritt nach vorne zu machen.“
Zur vollständigen Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung kommt ihr hier.
Bildquelle: Landon Arnold, Unsplash