Mediziner kritisieren die Lockerungen der Corona-Maßnahmen über Weihnachten und Silvester. Doch gibt es wirklich Grund zur Sorge? Wissenschaftler haben jetzt zwei Szenarien simuliert.
Trotz Warnungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC reisten viele US-Amerikaner letztes Wochenende durchs Land, um mit ihren Familien Thanksgiving zu feiern. Experten nehmen an, dass es deswegen in den nächsten ein bis zwei Wochen in den USA zu einem massiven Anstieg der Infektionszahlen kommen wird. Das war auch schon nach dem Memorial Day im Mai, dem Nationalfeiertag 4. Juli, nach dem Labor Day im September und zuletzt nach Halloween eingetreten.
Auch hierzulande sorgt man sich, dass Treffen zu Weihnachten und Silvester die Infektionszahlen in die Höhe schießen lassen. Mediziner sehen die gelockerten Kontakbeschränkungen kritisch: „Medizinisch-epidemologisch ist es Wahnsinn, zu Weihnachten wieder aufzumachen und zu lockern“, sagte etwa der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery.
Auch der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) Uwe Janssens meldet sich zu Wort: „Bei allem Verständnis für Weihnachten und Familienfeiern müssen wir leider befürchten, dass in der Folge der partiellen Aufhebung der Einschränkungen um Weihnachten im Januar die Infektionszahlen wieder ansteigen.“
Dass die Sorgen nicht unbegründet sind, zeigt ein Team von Wissenschaftlern des Forschungszentrum Jülich und des Frankfurt Institute for Advanced Studies. Sie haben jetzt verschiedene Szenarien für den weiteren Verlauf der Pandemie simuliert – inklusiver gelockerter Maßnahmen an Weihnachten und Silvester.
Wie stark die Kontaktrate, also wie viele Menschen jemand in einem bestimmten Zeitraum trifft, durch den „Weihnachtseffekt“ zunimmt, sei schwer einzuschätzen. Dazu fehlten Erfahrungsdaten etwa aus dem vergangenen Jahr. Daher haben die Forscher zwei Szenarien durchgerechnet:
Einschränkend erklären die Forscher, dass die Simulationen des Infektionsgeschehens auf einer Betrachtung der Kontaktrate beruhen. Doch zur Reduzierung der Fallzahlen sind aus epidemiologischer Sicht eigentlich nur die „relevanten“ Kontakte, nämlich solche zwischen ansteckenden und nicht infizierten Personen zu reduzieren. Über welche Maßnahmen dies erreicht wird, wurde in diesem Fall nicht weiter verfolgt. Allgemeine Kontaktbeschränkungen seien aber vermutlich der einfachste Weg, um auch die „relevanten Kontakte“ zu reduzieren, hieß es.