Mitte Dezember sollen die Corona-Impfzentren in Deutschland startklar sein. Jetzt wird händeringend nach Personal gesucht. Ganz oben auf der Liste: Ärzte im Ruhestand.
Die Bundesrepublik bereitet sich mit Hochdruck auf die ersten Corona-Impfungen vor. Gesundheitsminister Spahn rechnet Mitte Dezember mit der Zulassung für einen Impfstoff – dann soll es auch in den Impfzentren direkt losgehen können. Verantwortlich für den Aufbau sind die Länder. Die Orte stehen bereits fest: In großen Gebäuden wie Messehallen, Sporthallen oder ungenutzten Eventlocations sollen tausende Menschen täglich den Impfstoff erhalten. In Hamburg wird von bis zu 7.000 Corona-Impfungen gesprochen, in Trier sollen bis zu 5.000 Menschen pro Tag geimpft werden. Die Frage, die jetzt drängt: Wer soll all diese Menschen spritzen?
Das ist bisher noch nicht im Detail geklärt. Die Länder errichten eigenverantwortlich Impfzentren. Bei Bedarf kann die jeweils zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) aber auf Bitte der Landesregierung zum Mitwirken beim Aufbau und der Organisation der Impfzentren verpflichtet werden. Das ist zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen bereits so geregelt. Das heißt, die KV kümmert sich in dieser Region darum, das notwendige Personal zu organisieren. Die Impfungen können zwar von medizinischen Fachkräften vorgenommen werden, aber es müssen auch immer Ärzte dabei sein, falls zum Beispiel Nebenwirkungen auftreten. Das medizinische Personal in Kliniken und Praxen arbeitet wegen der aktuellen Corona-Situation aber bereits an der Kapazitätsgrenze.
Deswegen liegt die Hoffnung jetzt auf Ärzten, die momentan nicht tätig sind. In Schleswig-Holstein hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH) sich bereits mit Anfragen an pensionierte Ärzte gewandt. Auch Mediziner in Elternzeit und Ärzte in anderen Berufszweigen wie Pharmaindustrie und Unternehmensberatung und Ärzte im Klinik- und Reha-Bereich wurden gefragt. Sie können sich jetzt über ein Anmelde-Formular für die freiwillige Arbeit in Impfzentren registrieren. Geplant sind hier Schichten von 4 bis 5 Stunden von 8 bis 18 Uhr an jedem Tag der Woche. Die Tätigkeit soll attraktiv vergütet werden, orientiert am Honorar im ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Das Interesse scheint groß zu sein: Bereits jetzt gibt es laut KVSH rund 500 Meldungen. Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil der Pensionäre, die sich für den Dienst in den Corona-Impfzentren gemeldet haben, groß. Von den über 1.000 Menschen, die sich in das Freiwilligenregister eingetragen haben, sind die meisten Ärzte im Ruhestand oder in Elternzeit. „Freiwillig heißt nicht, dass es in erster Linie eine ehrenamtliche Tätigkeit ist“, sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei einer Pressekonferenz. Wer mitmacht, werde eine Vergütung erhalten. „Es müssen auf jeden Fall Tariflöhne gezahlt werden.“
Das Geld dürfte bei den meisten freiwilligen Pensionären nicht die wichtigste Rolle spielen. „Mir persönlich gibt es einfach ein gutes Gefühl, dass ich alles getan habe, um meinen persönlichen Beitrag zu leisten“, sagt der 75-Jährige Dietrich Paravicini, Anästhesist und Chefarzt im Ruhestand, gegenüber dem WDR. Er ist seit der Pandemie wieder als Mediziner aktiv.
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