Die drei aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten könnten schon bald eine Zulassung erhalten. Was Ärzte über den Umgang mit den drei Vakzinen wissen sollten.
Bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. Wegen der enthaltenen instabilen mRNA sind die logistischen Anforderungen an Verteilung und Lagerung hoch. Wie die mRNA-Impfstoffe genau funktionieren, könnt ihr hier nachlesen.
Biontech/Pfizer: Um die Wirkung des Impfstoffs BNT162b2 zu gewährleisten, darf die Kühlkette (-70 °C) beim Transport nicht unterbrochen werden. Bei Kühlschranktemperatur hält sich der Impfstoff laut Hersteller bis zu 5 Tage. Die extrem niedrigen Temperaturen dienen dazu, die mRNA chemisch stabil zu halten. Bei höheren Temperaturen könnte sie mit anderen Stoffen reagieren oder sich zusammenfalten und damit nutzlos werden.
Der Hersteller will das Problem mit speziell designten, temperaturkontrollierten Trockeneis-Kisten lösen. Auch die richtige Lagerung soll damit gewährleistet werden: Wenn keine speziellen Gefrierschränke vor Ort zur Verfügung stehen, sollen die Kisten bis zu 15 Tage lang auch zur Aufbewahrung dienen – sofern stets für Trockeneis-Nachschub gesorgt ist.
Modernas Impfstoff mRNA-1273 hingegen kann für 6 Monate bei -20°C gelagert werden, so der Hersteller. Diese Temperatur schafft auch ein handelsüblicher Gefrierschrank, was den Transport und die Lagerung wesentlich einfacher macht. Nach dem Auftauen soll er bis zu 30 Tage im Kühlschrank (2–8°C) und bis zu 12 Stunden bei Raumtemperatur ohne Qualitätseinschränkungen aufbewahrt werden können. Das ist möglich, weil Moderna im Vergleich zu Biontech eine thermostabilere mRNA für seinen Impfstoff einsetzt. Wie genau die mRNA stabilisert wird, gibt das Unternehmen nicht preis.
Astrazeneca/Oxford-Uni: Anders als die Impfstoffe von Moderna und Biontech, basiert das Vakzin namens AZD1222 auf abgeschwächten Adenoviren von Schimpansen. Das Prinzip der Vektor-Impfstoffe bietet den Vorteil, dass diese Vakzine bei Kühlschranktemperatur transportiert und gelagert werden können. Möglicherweise könnte sich dieser Impfstoff daher eher für den Einsatz in weniger entwickelten Ländern eignen.
Die beiden mRNA-Impfstoffe werden mit je zwei Dosen im Abstand von drei Wochen (Biontech) bzw. vier Wochen (Moderna) intramuskulär verabreicht. Auch der Oxford-Impfstoff wird voraussichtlich in zwei Dosen i. m. mit einem Abstand von vier Wochen injiziert.
Zwei Impfstoff-Dosen sind nötig, um dem Immunsystem die Möglichkeit zu geben, genau herauszufinden, wie es eine zukünftige Infektion bekämpfen kann. Denn das Immunsystem kommt bei Impfungen im Vergleich zu echten Infektionen mit weniger Antigenen in Berührung – schließlich ist kein echtes Virus da, das sich im Körper replizieren könnte. Eine zweite Impf-Dosis führt somit zur Bildung von mehr Antikörpern und wichtigen Gedächtniszellen.
Viele bekannte Vakzine müssen mehrfach verabreicht werden, um genügend Schutz zu bieten, so zum Beispiel die MMR-Impfung.
Die EU-Kommission hat seit dieser Woche Rahmenverträge mit allen drei Pharmakonzernen, deren Impfstoffe die besten Chancen für eine schnelle Zulassung haben.
Biontech/Pfizer sowie Astrazeneca sollen jeweils bis zu 300 Millionen Dosen zur Verfügung stellen. Mit Moderna hat sich die EU erst in dieser Woche auf die Abnahme von bis zu 160 Millionen Dosen des Impfstoffs geeinigt.
Die Kosten für einzelne Dosen sind nicht für alle Hersteller bekannt. Wie die Financial Times von Insidern erfahren haben soll, hat Astrazeneca der EU ihren Impfstoff für 3 bis 4 Dollar pro Shot angeboten.
Moderna will für eine Dosis seines Impfstoffs von Regierungen zwischen 25 und 37 Dollar verlangen. Anfang der Woche hieß es, dass die EU den Preis auf unter 25 Dollar pro Shot drücken will.
Der Preis, den Biontech/Pfizer im Juli mit der US-Regierung vereinbart hat, liegt bei 39 Dollar für eine Immunisierung mit zwei Dosen. Welche Preise der Hersteller mit der EU-Komission ausgehandelt hat, ist nicht bekannt.
Schützen COVID-Impfungen nur vor einem schweren Krankheitsverlauf, oder auch davor, andere zu infizieren? Laut Tal Zaks, Leiter der klinischen Entwicklung bei Moderna, sollte die Öffentlichkeit die Ergebnisse der Impfstoffstudie nicht überinterpretieren. Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse hält er es zwar für wahrscheinlich, dass der Impfstoff die Übertragung verhindert — allerdings gibt es dafür noch keinen soliden Beleg.
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