Kinder, die an Wilms-Tumoren erkrankt sind und bei denen gute Heilungschancen bestehen, brauchen eine weniger intensive Chemotherapie: Wird auf den Einsatz eines gängigen Wirkstoffes verzichtet, senkt dies das Risiko, im späteren Leben an einem Herzleiden zu erkranken.
Bei Kindern, die an einem Wilms-Tumor erkranken, kommt das Chemotherapeutikum Doxorubicin zum Einsatz – ein Mittel, das auch bei anderen Krebserkrankungen helfen soll. „Bei den Kindern kann es als Langzeitfolge das Herz schädigen. In seltenen Fällen kann es sogar dazu führen, dass das Herz transplantiert werden muss“, sagt Prof. Dr. Norbert Graf, Direktor der Kinderonkologie des Universitätsklinikums in Homburg.
Gemeinsam mit Kollegen aus Europa und Brasilien hat er in den vergangenen Jahren untersucht, welche Folgen es hat, wenn die Mediziner bei der Behandlung auf diesen Wirkstoff verzichten. „Die 583 Kinder, die an der Studie teilgenommen haben, haben alle an einer mittelschweren Form des Tumors gelitten und gute Heilungschancen gehabt“, erklärt Graf. Die Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Alle Patienten erhielten zwei Chemotherapeutika, die eine Gruppe erhielt zusätzlich bei der Behandlung nach wie vor Doxorubicin, in der anderen Gruppe wurde erstmals auf dieses Medikament verzichtet. Bei den Patienten fanden nach der Therapie regelmäßig Kontrolluntersuchungen statt. „Wir haben gezeigt, dass die Patienten ohne das Chemotherapeutikum den Krebs genauso gut überwunden haben wie die Kinder, die das Mittel bekommen haben“, fast Graf die Ergebnisse der Studie zusammen. „Die Kinder können auf diese Weise schonender behandelt werden. Schwere Nebenwirkungen am Herzen bleiben ihnen erspart.“ Originalpublikation: Omission of doxorubicin from the treatment of stage II–III, intermediate-risk Wilms' tumour (SIOP WT 2001): an open-label, non-inferiority, randomised controlled trial Norbert Graf et al.; The Lancet, doi: 10.1016/S0140-6736(14)62395-3; 2015