In Mannheim wird derzeit ein modernes und individualisiertes Präventionsprogramm erarbeitet, was Herzpatienten ein Leben lang begleiten kann.
An der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) läuft aktuell eine randomisierte klinische Studie mit Hochrisikopatienten an, die an einer koronaren Herzkrankheit leiden. Die Studie soll ermitteln, was dafür nötig ist, um den einzelnen Patienten vor einem weiteren kardiovaskulären Ereignis, Herzinfarkt oder auch Schlaganfall zu bewahren. Im Fokus der Maßnahmen stehen Verhaltensänderungen und die Medikation. Die Studie ist Kernstück des EU-weiten Präventionsprogramms CoroPrevention.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Europa, und auch weltweit. Sie machen 47 Prozent der Todesfälle bei Frauen und 39 Prozent der Todesfälle bei Männern aus und kosten die EU jedes Jahr mehr als 210 Mrd. Euro – eine Summe, die mit der alternden Bevölkerung und aufgrund kostenintensiver Therapien weiter steigen wird.
Im Rahmen der aktuellen Studie wird ein neuartiges, personalisiertes Präventionsprogramm getestet, das von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zertifiziert wurde. Es beinhaltet maßgeschneiderte Ansätze zu Verhaltensänderungen, integriert Apps und bietet den Patienten ein personalisiertes Coaching. Das Präventionsprogramm hat zum Ziel, den Patienten lebenslang zu begleiten und ihm dabei zu helfen, langfristige Verhaltensänderungen, die seine Gesundheit erhalten, beizubehalten. Die UMM fungiert als nationales Koordinierungszentrum der CoroPrevention-Studie, an der in Deutschland insgesamt fünf Zentren teilnehmen.
Individuell hohe Risiken für künftige kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten zu erkennen, ist eine große Herausforderung der Gefäßmedizin. Die für die CoroPrevention-Studie geeigneten Hochrisikopatienten werden anhand einer Kombination von modernen Biomarkern identifiziert. Die verwendeten Biomarker wurden zum Teil an der UMM im Rahmen des Projekts CoroPredict und auf Basis der Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study identifiziert.
Während ein Teil der Studienteilnehmer die übliche Behandlung erfährt, wird ein anderer Teil nach einem personalisierten Ansatz behandelt. Dieser berücksichtigt, ob Patienten Präferenzen für Verhaltensänderungen erkennen lassen und umfasst ein individualisiertes Coaching, das sich einer Vielzahl von Themen widmet. Dazu gehören zum Beispiel Bewegung, Ernährung, Stressabbau, Schlafverbesserung, Reduzierung der Zeit am Bildschirm und im Sitzen, Raucherentwöhnung, Mäßigung des Alkoholkonsums und die regelmäßige Einnahme vorbeugender Medikamente.
Studienleiter Prof. Reijo Laaksonen von der Universität Tampere (Finnland) verspricht sich von den Ergebnissen der Studie ein hochmodernes, personalisiertes Präventionsprogramm, das in ganz Europa zum Einsatz kommen kann. Er schätzt, damit die Rate für kardiovaskuläre Ereignisse bei Hochrisikopatienten um 25 Prozent senken zu können – mit entsprechenden Kosteneinsparungen für die EU.
Hier könnt ihr die Pressemitteilung der Universitätsmedizin Mannheim komplett lesen.
Bildquelle: Nick Fewings, Unsplash