Die Ärztin Dr. med. Christina Petersen bringt es auf den Punkt. Es gibt eine äußerst problematische Arztpersönlichkeit: Eine Mischung aus Idealismus, ausgeprägter Helfermentalität, oft zu starker Empathie, mangelnder Fähigkeit zur Abgrenzung. Hohes Verantwortungsgefühl und moralisch-ethische Verpflichtungen verbinden sich mit Ängsten vor Kontrollverlust, Unaufmerksamkeit, Fehlern, Schuldgefühlen, Misstrauen und dem Gefühl mangelnder Wertschätzung auch sich selbst gegenüber. Das schlägt sich auch in privaten Trennungen, Scheidungen, Single- und Eremitendasein nieder.
Halbe Wahrheiten
Das sei aber nur die halbe Wahrheit, meint die Allgemeinärztin Dr. Christina Petersen. Sie sieht sich nicht nur als Hausärztin für ihre Patienten, sondern auch als Gesundheitscoach ihrer Kollegen, hat ein Buch darüber geschrieben, betreibt einen Podcast und engagiert sich bei der Vereinigung „Mindful Doctor“.
https://www.mindful-doctor.de
Glaubenssätze
Krank machende Glaubenssätze, die sich auch in berufspolitischen Postulaten niederschlagen, sind: „Ich muss es allen recht machen“, „ich bin für alles verantwortlich“ und „ich darf keine Fehler machen“. Schon im Studium trainieren angehende Ärzte das „Arbeiten bis zum Umfallen“.
Wie Recht Sie hat
Selbst das Genfer Arztgelöbnis bleibt auch in seiner neusten Fassunghttps://www.wma.net/news-post/modern-physicians-pledge-approved-by-world-medical-association/ambivalent:"I WILL PRACTISE my profession with conscience and dignity and in accordance with good medical practice;I WILL FOSTER the honour and noble traditions of the medical profession;I WILL GIVE to my teachers, colleagues, and students the respect and gratitude that is their due;I WILL SHARE my medical knowledge for the benefit of the patient and the advancement of healthcare;I WILL ATTEND TO my own health, well-being, and abilities in order to provide care of the highest standard;I WILL NOT USE my medical knowledge to violate human rights and civil liberties, even under threat;I MAKE THESE PROMISES solemnly, freely and upon my honour"
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Deklaration-von-Genf-kommt-in-der-Gegenwart-an-307536.htmlAchtung und Achtsamkeit vor der eigenen Gesundheit und dem eigenen Wohlergehen werden konterkariert durch die Selbstverpflichtung, unerschütterlich und unerbittlich, tagsüber und nachts höchste Standards der Medizin immer einzuhalten.
Keine Fehlerkultur implementiert
Fehlerkultur, Unzulänglichkeiten exogen/endogen bedingte Schwierigkeiten, logistische Probleme, menschlich-medizinisch-ethisches Versagen werden geleugnet. Der gute alte Corps-Geist gegenüber Kollegen, Lehrern Ausbildern und Vorgesetzten wird weiterhin traditionell beschworen.
Verleugnung und Verdrängung von Krankheit
Ansprüche an Gesundheit und Wohlergehen unserer PatientInnen werden unter Verleugnung von akuten, chronischen und Teilhabe verhindernden Krankheitszuständen und Palliativmedizin nicht nur im Sinne einer "Health Literacy" überhöht. Reine Gesundheitsaspekte negieren unsere Krankheits-Kernkompetenzen innerhalb der medizinischen Professionen.
ÄrztInnen und PatientInnen
Ärztinnen und Ärzte sind gemeinsam mit uns anvertrauten PatientInnen in Klinik, Forschung & Entwicklung, Praxis, Krankheitsbewältigung, Krankenversorgung, Krankenhauskonzernen, MVZ, medizinisch-technischen und medizinisch-pharmazeutischen Industriekomplexen, in der sogenannten Gesundheitsbürokratie in erster Linie mit Auslösern, Ursachen, klinischen Manifestationen von Krankheiten und Krank-Sein unserer PatientInnen konfrontiert.
https://www.epubli.de/shop/buch/Intuitiv-gesund-Dr-med-Christina-Barbara-Petersen-9783748527763/85192