Viele Muskeln – wenig Geist: Mit diesem Klischee haben sich Forscher jetzt befasst. Sie fanden mehr als einen Funken Wahrheit. Anabole Steroide schaden womöglich der kognitiven Leistung. Genaue Fakten kann nur eine langfristig angelegte Studie liefern.
Eigentlich soll regelmäßiger Sport unserem Körper und Geist viel Gutes tun. Wer sich wenig bewegt und allzu viele Pfunde auf den Rippen hat, entwickelt schnell kardiovaskuläre Erkrankungen – schlechte Durchblutung für die grauen Zellen inklusive. Doch wie sieht es bei Kraftsport plus Anabolika-Gabe aus? Diese Frage haben Forscher aus Großbritannien jetzt beantwortet.
Für ihre Studie rekrutierten sie 100 Männer bis Mitte 20, die oft im Fitnessstudio trainierten. Jeder zweite Proband gab an, regelmäßig Anabolika einzunehmen. Der Rest lehnte Pharmaka zum Muskelaufbau kategorisch ab. Um die kognitive Leistung zu beurteilen, griffen Forscher zum Executive Function Questionnaire, einem speziellen Fragebogen. Tests führten sie nicht durch, was ihre Ergebnisse etwas einschränkt, aber nicht in Abrede stellt. Die Gruppe mit Steroidkonsum hatte hinsichtlich unterschiedlicher Gedächtnisparameter Defizite zwischen 28 und 40 Prozent, verglichen mit Fitness-Verfechtern ohne Pharmakotherapie.
Die Zahlen stimmen nachdenklich. Trotzdem bleibt als Kritik, dass die Autoren nicht erfassen, inwieweit es vor der ersten Einnahme anaboler Steroide bereits Unterschiede gab. Genauso gut könnte man argumentieren, dass Personen mit höherer Gedächtnisleistung Warnungen von Apothekern oder Ärzten einfach ernster nehmen – und nicht zum hormonellen Muskelaufbau greifen. Entsprechende Fragen lassen sich nur mit langfristig angelegten Kohortenstudien beantworten.